"Das habe ich gar nicht gewusst." - jung trifft alt in Hagenbrunn
Unter dem Motto „Weihnachten damals – Jung trifft Alt“ erzählten Ottilie Konrad und Josef Fischer aus Hagenbrunn über die Eindrücke ihrer Jugend. Moderiert wurde das Gespräch von Michael Köttritsch, der beruflich als Journalist arbeitet.
Die Kinder und die erwachsenen Besucher hörten mit Interesse zu, als Konrad (Jahrgang 1941) und Fischer (Jahrgang 1945) berichteten, wie sie Weihnachten früher erlebten. Sie erfuhren, wie das Weihnachtsfest in den Familien und im Ort gefeiert wurde. Ein interessantes Detail war, dass Hagenbrunn einmal als "Schiort" galt. Durch die Weingärten gingen die Schirouten. In der Schulgasse konnte man bis zur Hauptstraße rodeln.
Einen Adventkranz gab es nur in der Kirche. Den Christbaum für jede Familie brachte in der Erzählung der Eltern das Christkind. Eine Woche vor Weihnachten verfassten die Kinder ihre „Briefe an das Christkind“. Der Christbaum wurde nicht wie heute geschmückt, sondern nur mit natürlichen Materialien. Die Häuser wurden nicht dekoriert, es gab keine zusätzliche Beleuchtung. Dafür war keine Zeit, weil alle in der Landwirtschaft arbeiteten und viel mit den Tieren zu tun hatten.
Geheizt wurde nur in der Küche, der Herd strahlte Wärme aus. Die Küche hatte einen Ofen, auf dem gekocht und in dem gebacken wurde. Alle anderen Räume blieben kalt. Die Kinder bekamen aber einen in Tücher gewickelten Stein mit ins Bett, der zuvor im Backrohr aufgewärmt worden war.
Die Christmette wurde nicht in der Nacht, sondern in Früh um 6 Uhr am 25.12. gefeiert. Junge Männer schaufelten den hohen Schnee vom Weg zur Kirche. Sie wurden von einem Trommler zum „Winterdienst“ gerufen. In der Kirche war es „eiskalt“, die Sitze wurden ja noch nicht geheizt.
Die Herbergsuche war fester Bestandteil der Advenzeit und die Sternsinger gingen schon in der Jugend der beiden Erzähler von Haus zu Haus. Eltern aus der Pfarre Klein-Engersdorf hatten diese Veranstaltung am Samstagvormittag des 3. Adventwochenendes initiiert als Anregung für die Familien, das Weihnachtsfest bewusst zu feiern. Die Geschichte des Ortes sollte durch die Berichte erfahrender Bewohner lebendig werden. Für Josef Fischer und Ottilie Konrad war es das erste Mal, vor einer größeren Gruppe zu erzählen, aber sie brachten ihre Geschichten mit Humor und locker, so dass die Kinder motiviert waren, viele Fragen zu stellen.
Es zeigte sich, dass ausreichend Gesprächsstoff für eine Fortsetzung vorhanden ist. Eine Stunde war einfach zu kurz. Alles wurde gefilmt und für spätere Generationen aufbewahrt. Gerade die Neuzugezogenen interessierten sich für das Leben damals in Hagenbrunn. Viele Bräuche und Alltagsgeschichten waren ihnen neu. Selbst Herr Fischer sagte im Laufe des Gesprächs einmal zu Frau Konrad: „Das habe ich gar nicht gewusst.“