Gott hören und spüren


Am Sonntag des Wortes Gottes stellten sich die Firmlinge in der Pfarre Klein-Engersdorf vor. Eine Gruppe begeisterter Musiker spielte Neue Geistliche Lieder. Im Anschluss fanden sich die Gläubigen bei Schneefall zu einer Agape ein, die gastfreundlich auf dem Kirchenplatz gestaltet war. Der Erlös dient der Finanzierung des Firmprojekts "Rap & Pray".

Papst Franziskus erklärte den dritten Sonntag im Jahreskreis zum "Sonntag des Wortes Gottes". Damit möchte er die Bedeutung der Heiligen Schrift für den Glauben herausstreichen.

Gedanken aus der Predigt

 In der Schulmesse in Hagenbrunn meldete sich ein Kind zu Wort. Auf meine Frage „Gott ist unsichtbar. Woher wissen wir, dass es Ihn gibt?“ meinte der Bub: „Man kann Ihn spüren.“ Diese Erfahrung machen viele Menschen. Gottes Gegenwart wahrzunehmen ist ein Geschenk. Man kann es nicht kontrollieren. Gott lässt sich nicht „vorführen“. Er wird anders wahrgenommen als ein Mensch. 

Jesus sagte zu Maria Magdalena: „Halte mich nicht fest. Denn ich bin noch nicht zu meinem Vater hinaufgegangen.“ (Joh 20,17) Sie wollte Ihn erfassen wie einen Menschen, wie zu der Zeit vor der Auferstehung. Aber jetzt ist Jesus anders gegenwärtig nicht nur für Maria Magdalena, sondern für alle Menschen. „Er sitzt zur Rechten des Vaters“, beten wir im Glaubensbekenntnis. Er hat Anteil an der Kraft Gottes des Vaters. 

Was kann ein Mensch tun, der glauben will, aber Gott nicht „spürt“? Das „Spüren“ Gottes kann niemand selbst bestimmen. Gott offenbart sich für jeden Menschen auf eine besondere Weise. Der Hl. Paulus ist dafür ein leuchtendes Beispiel. Er hatte ein konkretes Bild von Gott. Bewandert im Alten Testament, in der Bibel des Volkes Gottes, war Paulus fest davon überzeugt, dass Jesus Christus etwas vortäuschte. „Gott ist nicht Mensch geworden“, dachte er und verfolgte die Menschen, die an Christus glaubten. Auf seinem Weg nach Damaskus, wo er Christen festnehmen und verhören wollte, trat das Unerwartete ein: Jesus Christus, der Gottessohn, offenbarte sich ihm. „Saul, Saul, warum verfolgst du Mich?“ (Apg 9,4) Paulus war bestürzt. Er nahm ein helles Licht vom Himmel und die Stimme wahr, seine Begleiter sahen niemanden, hörten aber die Stimme. „Ich bin Jesus, den du verfolgst“ (Apg 9,5), hörte er. Es traf ihn ins Herz. Diese Erschütterung drückte sich in einer körperlichen Blindheit aus. In Damaskus heilt ihn ein Christ, Hananias, von der Blindheit. Hananias hörte Christus in einer Vision. Er war aber skeptisch, weil Paulus die Christen verfolgte. Warum sollte er sich seiner annehmen? War es nicht gefährlich? „Dieser Mann ist mir ein auserwähltes Werkzeug“ (Apg 9,15), antwortete ihm Jesus auf seinen Einwand. Paulus empfand dieses Ereignis so, wie es Hananias hörte: „Als es aber Gott gefiel, der mich schon im Mutterlieb auserwählt und durch Seine Gnade berufen hat, in mir Seinen Sohn zu offenbaren, damit ich Ihn unter den Völkern verkünde, da zog ich nicht Fleisch und Blut zu Rate.“ (Gal 1,16) Diese Erfahrung war für ihn so tief, so persönlich, dass er allein sie ganz erfassen konnte. 

Gott spüren ist einmalig, nicht wiederholbar.  Bevor wir Gott spüren, können wir auf Ihn hören. Das Wort Gottes ist Seine Sprache, die uns immer offen steht. Wir hören von der Berufung der Apostel am See Genesaret, von der Gnade, die dem Volk Israel zuteilwurde. Jesus lebte nicht nur unter den Israeliten, sondern Er ist hier unter uns. Seine Worte wirken zu lassen ist glauben auch ohne spektakuläre Erlebnisse. Zuhören heißt das Licht Gottes aufnehmen: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.“ (Jes 9,1) Amen.