Erntedank - vom Sichtbaren zum Unsichtbaren
Am 5.10.25 feierte die Pfarrgemeinde Klein-Engersdorf das Erntedankfest, begleitet von der Chorgemeinschaft Hagenbrunn, die zum ihrem 15-Jahr-Jubiliäumskonzert am Samstag, dem 18.10.25 um 19 Uhr ins Gemeindezentrum Hagenbrunn einlädt. Die Erntegaben vor dem Altar und auf dem Taufbecken zeigten den Reichtum der Erträge der Schöpfung für uns Menschen. Kinder brachten Gaben zum Altar, die Erntedanksträußchen wurden von den Gläubigen als Segen nach Hause mitgenommen. Es war auch eine Premiere: Die alte Ewig-Licht-Ampel wurde nach der Renovierung fachmännisch aufgehängt und zeigt durch das rote Licht das Allerheiligste im Tabernakel an.
Gedanken aus der Predigt
Spannende Fragen wirft die Heilige Schrift auf. Wir finden viele unserer eigenen Überlegungen in den Texten wieder, auch wenn sie in ganz anderer Zeit geschrieben sind. Der Mensch ist der Mensch, wie ihn Gott geschaffen hat – heute und in der Antike.
Was viele bewegt: Greift Gott ein, wenn Unrecht geschieht? Einmal ging einer aus der Volksmenge auf Jesus zu und bat Ihn, Er solle ihn in Erbfragen unterstützen. „Sag meinem Bruder, er soll das Erbe mit mir teilen.“ (Lk 12,13) Jesus reagiert mit einer Gegenfrage: „Mensch, wer hat mich zum ... Erbteiler bei euch eingesetzt?“ Ist Gott der Lückenbüßer für unsere Probleme? Soll Er das ausgleichen, was unsere eigene menschliche Schwäche an Problemen verursacht?
„Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim 1,7) Der Hl. Paulus ermutigt seinen Schüler Timotheus: Gott greift schon ein, indem Er uns innerlich stärkt, uns gute Gedanken gibt, Ideen aufkommen lässt. Wir können als Menschen schon von uns aus viel bewirken, weil die schöpferische Kraft Gottes in uns ist. Nicht umsonst erschafft Gott uns Menschen als Sein Abbild (Gen 1, 27).
Der Hilferuf des Propheten Habakuk bleibt: „Wie lange, Herr, soll ich noch rufen und du hörst nicht?“ (Hab 1,1-2) Das ist ein verstörendes Gefühl, wenn einem Gott im Innersten „abgeht“. Kann es nicht jedem passieren, dass er den Eindruck hat, die Probleme wachsen über den Kopf?
Habakuk sieht sich entmutigt um: „Wohin ich blicke, sehe ich Gewalt und Misshandlung, erhebt sich Zwietracht und Streit.“ (Hab 1,3) Gibt es Hilfe? Wo ist Gott?
Er antwortet. Habakuk schreibt es auf. Der Prophet, der vor 2600 Jahren in Israel gelebt hat, wir für uns zum Boten Gottes: „Der Gerechte bleibt wegen seiner Treue am Leben.“ (Hab 2,4) Das klingt schon verwegen, aber es ist ein Wort Gottes. Woher können wir das wissen? Es entspricht den Texten der ganzen Bibel. Diese Bücher sind reale Erfahrungen von Menschen an vielen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten. Schon die Fragen des Habakuk sind aktuell.
Selbst in der Katastrophe, im persönlichen Leid, in der Schwäche, der Erniedrigung gibt Gott die Kraft, dass wir uns nicht schämen müssen, Christen zu sein. Gerade an diesem Ort, hier in der Kirche, kommen viele Menschen zum Nachdenken. Sie werden sich bewusst, dass es mehr gibt als die Probleme des Lebens. Die Kirche gibt einen weiteren Horizont. Das geht sogar so weit, dass man von seiner persönlichen Befindlichkeit absehen kann. Es klingt vielleicht etwas hart, aber Jesus sagt nur das, was Er selbst lebt: „Wenn ihr alles getan habt, was euch befohlen wurde, sollt ihr sagen: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur unsere Schuldigkeit getan.“ (Lk 17,10) Wie freut er sich, wenn Menschen das Wort Gottes annehmen. Sie sind Seine Brüder, Seine Schwestern, Seine Mutter. Er ist stolz auf die Menschen, die ihr Leben mit Ihm meistern, die aus der Verbindung mit Ihm Kraft schöpfen.
Die bohrenden Fragen gehen wir mit der Kraft Gottes an, die in uns wirkt. Da bekommt das Leben wieder mehr Raum. Wir können aufatmen, weil wir Ihn an der Seite haben, der mit uns gelitten hat und das Leid mit uns trägt, der uns genauso in Seiner Auferstehung vorausgegangen ist. Er reißt uns mit in Seiner Liebe. Er zieht uns hin zum Guten.
Das Erntedankfest bedenkt die materiellen Gaben, die wunderbar vor uns liegen, so schön vor dem Altar und auf dem Taufbecken drapiert. Das Erntedankfest lenkt unseren Blick über die sichtbaren Gaben auf die unsichtbare Gabe, den Heiligen Geist, der uns seit der Taufe geschenkt ist. Gott selbst hat in uns Wohnung genommen und macht uns fähig, aus Seiner Gegenwart Zuversicht zu schöpfen. „Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Amen.
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