"Mit dem Herzen voller Freude"
Zum Erntedank in der Pfarrkirche Enzersfeld banden fleißige Frauen aus Kräutern und Blumen Segenssträuße für die Wohnungen und Häuser. Sie werden an Kreuz gesteckt oder in den Herrgottswinkel gelegt mit der Bitte um den Segen Gottes für die Familien. Die Kinder drückten ihre Dankbarkeit mit dem bekannten Lied aus: “Wir kommen zu Dir, o Herr, mit dem Herzen voller Freude”
Im Pfarrcafé plauderten die Gläubigen nach der Festmesse bei Kaffee, Kuchen und Aufstrichbroten. Die Kinder halfen mit.
Gedanken aus der Predigt
Mir ist noch in Erinnerung, als einmal ein Schüler protestierte: Warum wird in der Religion immer gegen die Reichen gesprochen? Wir lasen gerade das Magnificat, das Gebet der schwangeren Gottesmutter: „Er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt Er mit Seinen Gaben und lässt die Reichen leer ausgehen.“ (Lk 1,52-53)
Besteht ein Zusammenhang zwischen Geld und Religion? Eine christliche Gruppierung in einem westlichen, wirtschaftlich erfolgreichen Staat vertritt die Auffassung, dass Reichtum ein Zeichen der Erwählung ist. Das kann man in der Katholischen Kirche nicht hören. Die Kirche ist die wichtigste Helferin weltweit für arme Menschen. Klosterschwestern, Brüder, Katecheten, Ärzte gehen dorthin, wo sonst nichts mehr ist, wo keiner einen Fuß hinsetzt. Die Päpstlichen Missionswerke bauen ein Spital in Mosambik, wo 100.000 Menschen ohne medizinische Versorgung sind. Viele andere Beispiele kann man aufzählen, die sich in unseren Sammlungen jedes Jahr in der Kirche widerspiegeln. Viele von Ihnen unterstützen privat Werke der Nächstenliebe.
Diese Einstellung wollte Jesus vermitteln und Er wurde ausgelacht. Ist Ihnen das auch schon begegnet, dass Sie jemand belächelt hat? „Das alles hörten die Pharisäer, die sehr am Geld hingen, und sie lachten über Ihn.“ (Lk 16,14) Das schreibt der Arzt Lukas, der mit seinem Beruf viel verdienen konnte. Wie antwortete Jesus? „Was die Menschen für großartig halten, das ist vor Gott ein Gräuel.“ (Lk 16,15) In einem Beispiel zeigte Er Seinen Zuhörern, denen, die Ihn hören wollten, die etwas von Ihm erwarten, eine tiefere Dimension des Lebens. Er öffnete ihnen die Augen für ihre Umgebung. Der arme Lazarus vor dem Haus des reichen Mannes wird mit Namen genannt. Das zeigt, dass er vor Gott eine besondere Würde hat. Er ist nicht namenlos, sondern gilt unendlich viel, unaufhebbar viel. Der Schwache, dem die Hunde an den Wunden lecken, der sich nicht wehren kann, wird in den Schoß Abrahams aufgenommen. Das ist ein sprichwörtlicher Ausdruck für die Heimat im Himmel. Abraham, der Vater des Glaubens, ist Zeichen für die Geborgenheit in Gott. Der Arme hatte den Glauben nicht verloren? Hätte er nicht allen Grund dazu gehabt? Er hat ihn nicht verloren, sonst hätte er es nicht zugelassen, in Abrahams Schoß zu ruhen. Die Unterwelt ist Zeichen und Ort für die Gottesferne. Der Reiche war Gott fern, weil er seinen Nächsten nicht gesehen hat. So viel kann ablenken: Bindung an Reichtum, Ansehen, digitale Medien, Macht. Deshalb rüttelt Jesus Christus, der eigens dafür in die Welt gekommen ist, die Menschen auf. Er hat sie erschaffen und Er will ihr Heil. Das ist unser Auftrag, von dem der Hl. Paulus an seinen Schüler und Bischof Timotheus schreibt: „Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi, unseres Herrn.“ (1 Tim 6,14) Gott und den Nächsten wahrzunehmen, Gott und den Nächsten zu lieben – ist das nicht eine schöne Berufung? „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist.“ (1 Tim 6,12)
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