Drei Statuen - ein Patrozinium
Zum Patrozinium Maria Geburt, das am Sonntag, dem 7.9.2025 vorgefeiert wurde, segnete P. Sebastian die drei Statuen über dem Hauptportal der Kirche von Enzersfeld: Maria, Benedikt und Leopold. Die drei Heiligen begrüßen seit 1909 die Menschen, welche die Kirche betreten. Aufgrund des Wettereinflusses war der Kopf der Gottesmutter an mehreren Stellen fingerbreit aufgesprungen. Ein halbes Jahr war er deshalb mit einem dunklen Tuch verhüllt, das bei vielen Aufmerksamkeit erregte. Mit Hilfe von privaten Spenden, Zuschüssen vom Land Niederösterreich, der Marktgemeinde Enzersfeld, der Erzdiözese aus Kirchenbeitragsmitteln, dem Schottenstift und dem Bundesdenkmalamt konnten die Statuen fachkundig restauriert werden (Gesamtkosten 26.122 EUR). Die Hl. Maria ziert ein Mond unter den Füßen nach der Offenbarung des Johannes. Der Hl. Leopold hält eine Kirche in der Hand, weil er drei Klöster gegründet hat. Der Hl. Benedikt wird von einem Raben begleitet, der ihn während seiner drei Jahre als Einsiedler mit Essen versorgte. Die Statuen haben einerseits eine religiöse Bedeutung, andererseits prägen sie das Erscheinungsbild des Dorfes.
Das anschließende Pfarrfest im Pfarrhofgarten fand bei strahlendem Sonnenschein statt. Zahlreiche private und Firmenspender bestückten die Tombola, stellten Wein und Gebäck zur Verfügung. Von den gegrillten Würsteln und Koteletts blieb kein einziges übrig. Der gute Enzersfelder und Königsbrunner Wein lud zum Verbleiben bis in den Nachmittag ein.
Gedanken aus der Predigt
Unsere drei Heiligen über dem Kirchenportal trennen jeweils sechs Jahrhunderte: Maria wurde im ersten Jahrhundert vor Christus geboren, Benedikt lebte im 6. Jh. und Leopold starb im 12. Jh. Sie lebten in unterschiedlichen Regionen: Israel, Italien, Österreich. Was verbindet sie? Warum sind gerade sie hier bei uns, heißen alle willkommen, welche die Kirche betreten?
Maria breitet die Hände aus, steht auf einem Mond. Benedikt hält den Abtstab und wird von einem Raben begleitet. Leopold umfasst eine Kirche und trägt den Hut des Markgrafen von Österreich. Ihre Symbole sind vergoldet auf dem einfachen Gussstein. Die Restauratoren haben sich viel Mühe gegeben und in detailreicher Arbeit diese Figuren wieder zum Strahlen gebracht. Die Statuen stehen seit über hundert Jahren, seit der Errichtung der Kirche 1909 gut sichtbar auf der Westfassade unserer Kirche.
Was verbindet unsere drei Heiligen?
Die Heiligen Maria, Benedikt und Leopold verbindet, dass sie von Gott berufen worden sind.
Ganz unterschiedlich ist ihr Lebensweg und einzigartig ihre Berufung. Wir feiern heute das Patrozinium Maria Geburt und gleichzeitig danken wir Gott für unsere Pfarrgemeinde. Das Pfarrfest, die Musik, die feierliche Liturgie zeigen, wie wichtig die Kirche für uns ist. Unsere drei Heiligen öffnen uns den Blick dafür, was Kirche bedeutet, was eine Pfarrgemeinde ausmacht.
Maria war als gläubige, junge Frau ausersehen, Mutter Gottes zu werden. Sie schenkte dem kleinen Kind Jesus ihre ganze mütterliche Liebe, ihre Zuwendung, Geduld. In Entbehrungen und in der Anfeindung hielt sie aus.
Benedikt lebte als junger Student in Rom. Er war nicht begeistert von der Oberflächlichkeit seiner Zeitgenossen und suchte Gott in der Stille der Wälder. Nicht dass er auf sich selbst vertraute, sondern aus dem Reichtum der christlichen Überlieferung schöpfte er Rat. Die Mönche des Orients waren ihm ein Vorbild. Er reifte als Mensch, indem er Gott suchte. Seine Gemeinschaft der Mönche strahlt bis heute aus.
Diesen geistlichen Schatz, den Maria und Benedikt erschlossen hatten, erkannte Leopold von Babenberg: Er wusste, dass Gott durch Maria Mensch geworden ist. Er schätzte die spirituellen Erfahrungen, die durch Mönche und Nonnen überliefert werden. Deshalb gründete er drei Klöster, stattete sie reich aus, damit sie Jahrhunderte weiterleben konnten: Heiligenkreuz, Klosterneuburg und Kleinmariazell. Drei Orden vertraute er die Klöster an: den Zisterziensern, den Augustinern und den Benediktinern.
Maria, Leopold und Benedikt verbindet die Berufung durch Gott und der Glaube an Gott. Die Antwort ist einfach, auch wenn ihre Lebensgeschichten so unterschiedlich sind.
Kirche bedeutet Einheit im Glauben und Buntheit in der Vielfalt des Lebens. Jeder von uns hat eine andere Lebensgeschichte, Erfahrungen, die ihn prägen. Uns verbindet vieles: der Ort, wo wir wohnen, der Zeit, in der wir leben, die Sprache. Noch tiefer und grundlegender ist die Taufe. Der Heilige Geist hat uns zu Seinem Tempel gemacht. In jedem von uns hat Gott Wohnung genommen. Was bewirkt Er damit? Zuerst ist es für Gott eine Freude, bei den Menschen zu wohnen. Aus Seiner Kraft leben wir und können sogar die Auferstehung von den Toten erlangen. Das verbindet uns mit den Christen auf der ganzen Welt. So wird das Patrozinium unserer Kirche Maria Geburt zum Gedankenanstoß: Was macht die Kirche auf unserer schönen Erde aus?
Maria weist auf die Liebe hin, die von Gott ausgeht. Sie schenkte Jesus Christus ihre mütterliche Zuneigung, der so klein in ihrem Schoß gewachsen ist und zugleich so groß ihr Schöpfer ist. Die Liebe ist das erste Lebensprinzip der Kirche. Eine Gemeinde sorgt für die Menschen in Not, nicht allein vom Verstand her, sondern aus der Zuneigung des Herzens.
Die Liebe Gottes zeigt sich in jedem Gottesdienst, den wir in der Kirche feiern. Gottesdienst heißt auf Griechisch Liturgie, da zweite Lebensprinzip der Kirche. Leopold stiftete Orte, in denen die Liturgie, der Gottesdienst besonders würdig gefeiert wird.
Die Liebe Gottes strahlt schließlich durch das Zeugnis aus, das Christen geben. Wie konnte Benedikt Christus verkünden? Er kannte ihn, weil er viel von anderen Menschen erfuhr, die über Christus schrieben oder erzählten. Er las eifrig die Bibel, in der er sich selbst erkannte, seine Glaubenserfahrungen, seine Fragen, Zweifel und Hoffnungen. So zeigte er, dass Kirche im Zeugnis blüht, in ihrem dritten Lebensprinzip.
Die drei Heiligen Maria, Benedikt und Leopold erinnern uns mit ihrer freundlichen Erscheinung daran, was Kirche bedeutet. Sie sprechen mit ihren Zeichen davon, warum Kirche für uns wertvoll ist. In der Kirche erfahren wir die Liebe Gottes. Wir dürfen einander und in der Welt Zeugnis von Gott geben. Und im Gottesdienst loben wir Ihn, der uns in der schönen Schöpfung Seine Liebe geschenkt hasct. Amen.
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