Mutter und Gottesgebärerin
Das Neue Jahr beginnt mit vielen Wünschen. Man schreibt einander Nachrichten – elektronisch oder per Hand -, man besucht einander, feiert das Neue Jahr als Zeichen der Hoffnung. Wie können wir als Christen unsere Hoffnung begründen? Sie ist nicht einfach nur Optimismus, dass man sich gegenseitig versucht, im guten Denken zu stärken. Die Hoffnung ist nicht Einbildung, autogenes Training, innere Programmierung wie bei einem Gerät, sondern hat eine Begründung.
Der Grund für unsere Hoffnung liegt zugleich in der Vergangenheit und in der Gegenwart. Jeder Mensch weiß, dass der Tod und das Sterben, das zum Tod führt, unausweichlich sind. Wie kann einer optimistisch sein, wenn ihm das jederzeit bevorstehen kann? Die Pläne sind mit einem Mal vernichtet. Wozu sollte man überhaupt noch planen, wenn das Leben so beiläufig erscheint? Deshalb sitzt der Schrecken so tief, wenn junge Menschen aus dem Leben gerissen werden. Man muss gar nicht so weit gehen. Wie leben wir mit den Situationen, die wir als Menschen nicht lösen können? Sollte man verzagen?
In dieses Nachdenken meldet sich Gott zu Wort. Er weiß: Wir Menschen können uns nicht selbst erlösen. Seine Angebote durch die Propheten wurden von den meisten Menschen ausgeschlagen. Da spricht Er Sein Wort, indem Er selbst Mensch wird. Aus dieser unzertrennbaren Verbindung zwischen Gott und Mensch wird der Mensch erlöst. Gleichzeitig gibt Er allen Menschen die Möglichkeit, Ihm wieder ähnlich zu werden – so wie wir geschaffen wurden. „Wäre dieser Mensch [Jesus] aus einem andern Stoff, wie könnte er dann von mir, dem gebrechlich Geborenen, erwarten, Ihm ähnlich zu werden?“ (Hippolyt von Rom)
Das ist der Grund unseres heutigen Festes. Gott wurde Mensch. Deshalb ist Maria nicht einfach „Gastgeberin“ Gottes, sozusagen Leihmutter, sondern sie hat Gott wirklich geboren. Das bedeutet nicht, dass Gott vorher nicht gewesen wäre. Aus ihr hat Gott Fleisch angenommen. Sie ist nicht einfach Ziehmutter wie Josef Ziehvater ist. Diese Wirklichkeit, dass Maria Gottesmutter ist, war von Anfang an für die Christen wesentlich. Auf dem Konzil von Ephesus wurde es feierlich verkündet. Nach vielen theologischen Diskussionen haben die Bischöfe aus dem ganzen Römischen Reich bestätigt, dass sie aus der Überlieferung der Kirche erkennen: Maria ist Gottesgebärerin, auf Griechisch "Theotokos".
„Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau…“ (Gal 4,4) Aus ihr hat Gott das Menschsein angenommen. Aus ihr hat sich Gott untrennbar mit dem Menschen verbunden. Jesus Christus, Mensch und Gott, hat uns vom Tod erlöst. Er ist nicht das Ergebnis der Evolution, sozusagen der perfekte Mensch, den die Natur hervorbrachte. Jesus Christus ist das Zeichen dafür, dass Gott in die Geschichte eingreift. Er hat uns durch Sein Predigen, Sein Wirken, Seine Auferstehung Hoffnung geschenkt. Diese Hoffnung stärkt uns im Neuen Jahr, dass wir zuversichtlich sind. Amen.