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P. Johannes Ghoneim im Domradio über Syrien


Bericht im Kölner Domradio

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Am 22.2.25 um 16:30 hält P. Johannes einen Vortrag dazu im Pfarrhof Enzersfeld.

Die aktuelle Entwicklung:

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Liebe Freunde,
Der Tag vom „neuen Syrien“ ist angebrochen. Das Licht scheint zu kommen. Ganz Syrien steht nun vor einer unbekannten Zukunft. Das alte Regime ist zusammengebrochen, wie der Nebel vor der Sonne weicht. Es ist alles so schnell gegangen wie ein Dominoeffekt. Binnen von nur 12 Tagen ist das geschehen. Was man früher nicht geglaubt hat, ist heute Wirklichkeit geworden. Anders als 2011 ist es größtenteils unblutig vor sich gegangen. Jetzt beginnt eine neue Ära in Syrien. 

Die Menschen vor Ort haben gemischte Gefühle: Freude und Angst. Freude, dass etwas Neues kommen wird und Angst vor dem Chaos. Manche Menschen auf den Straßen tanzen und singen, andere verstecken sich aus Angst vor Gefechten in den Häusern. Was sich jetzt in Syrien abspielt, ist wie in einem Traum. Wir wissen nicht, wie die nächste Regierung sein wird: Islamistisch? Liberal? Wird wirklich diese Freiheit kommen, die das HTS (Committee der BEFREIUNG Syriens) versprochen hat? Oder werden wir es mit einer Taliban-Regierung zu tun haben? Meine Einstellung ist: was immer kommt, wir Christen sollen weiterarbeiten und auf der Seite der armen und notleidenden Menschen stehen. Halten wir uns an Christus fest, der sagt: „hab keine Angst du kleine Herde“, „Ich bin bei Euch bis zum Ende der Welt“, „Fürchtet Euch nicht!“, „Wer standhaft bleibt, der wird gerettet werden“. Diese Worte Jesu haben für mich jetzt große Priorität. Ich glaube fest, dass die Christen weiter bestehen können, wenn sie an ihrem Glauben an Jesus, den eigentlichen Befreier, standhaft festhalten. Jetzt beginnt viel Arbeit für die Christen in Syrien. Bitte lassen wir sie nicht im Stich. Wir tragen Verantwortung für die zermürbten Menschen dort. Wir Christen haben einen großen Beitrag zu leisten für den Frieden, die Stabilisierung und eine gute Entwicklung im Land. Damaskus ist nun in der Hand der sogenannten „Rebellen“. 

Die syrische Armee wurde aufgelöst. Die Soldaten haben ihre Uniformen ausgezogen. Sie haben ihre IDs zerbrochen, sind auf die Straßen gegangen und haben für die Revolution und die Freiheit gejubelt. Die Ministerien und Behörden funktionieren nach wie vor in eingeschränkter Weise. Viele Menschen ziehen es vor, derzeit zu Hause zu bleiben und zu warten, was weiter passiert. Unsere Bäckerei ist durchgehend in Betrieb. Ich rechne damit, dass die Produktion noch weiter erhöht werden muss, denn viele staatliche Bäckereien werden schließen. Ich persönlich sehe die Ereignisse mit viel Optimismus, gerade für die Christen, vorausgesetzt, dass die Christen nicht tatenlos bleiben. 

Wegen der Ereignisse hatten alle Kirchen beschlossen, die Feierlichkeiten von Weihnachten nur auf das Gebet zu beschränken. Ich glaube, nun dürfen sie richtig Weihnachten feiern mit viel Freude, denn ich hoffe, dass unser Heil kommt. Wir wünschen uns das wahre Heil für die Menschen in Syrien. Heute feiert die Kirche das Hochfest Mariä Empfängnis. Gott hat damals etwas ganz Neues begonnen, um den Menschen die Erlösung zu bringen. Vertrauen wir Ihm, dass er auch heute scheinbar Unmögliches möglich macht und wir fähig sind, wie Maria, auf Ihn zu hören. Euch/Ihnen allen wünsche ich einen gesegneten Adventsonntag voll Freude und Gnade! 
Euer/ Ihr P. Hanna Ghoneim
Wien, 08. Dezember 2024

Der Brief vor 2 Tagen:

Liebe Freunde!
Was in diesen Tagen in Syrien passiert, ist sehr überraschend und schockierend. Niemand begreift, was sich im Land tatsächlich abspielt. Die syrische Bevölkerung wird von großer Angst vor dem Kommenden erfasst. Es kam alles abrupt und unerwartet, – das syrische Volk wurde darauf nicht vorbereitet. Das zeigt die Unberechenbarkeit von Entwicklungen, wenn so viele geo- und machtpolitische Interessen beteiligt sind.

Seit Tagen verfolge ich mit großer Bestürzung die Nachrichten von beiden Seiten, sowohl die der Regierung also auch die der Opposition. Kaum zu fassen, was derzeit auf syrischem Boden passiert. Binnen weniger Stunden marschierten die sogenannten Rebellen, Revolutionäre, Dschihadisten, oppositionelle Truppen, bewaffnete Opposition (laut offiziellen syrischen Medien „Terroristen“ genannt) am Freitag, dem 28.12.2024 zwischen 13
und 16 Uhr in Aleppo ein und eroberten die ganze Millionenstadt. Völlig unerwartet und rasch ist die Einnahme geschehen, ohne nennenswerten Widerstand seitens der syrischen Armee oder deren Verbündeten (Iraner und Russen). Diese sind aus der Stadt verschwunden. Die Zivilisten fühlen sich verraten, allein und schutzlos gegenüber den Terroristen. Es gab keine Vorwarnung, auch keine Direktiven. Die Menschen sind am Anfang in Panik geraten, denn die Oppositionstruppen sind bereits von früher bekannt für ihre Bestialität. Die Kämpfer sind Islamisten aus zwei Gruppen: Einerseits Hay’at Tahrir Ascham (Committee der Befreiung Syriens), die früher Al-Nusra-Front hieß, aus der Al-Qaida Terrororganisation, und andererseits die bewaffneten Truppen (früher die „Freie Syrische Armee“ genannt).

Das Überraschende ist, dass diese Bewaffneten sich derzeit als friedlich präsentieren. Für sie schien es das Wichtigste zu sein, Bilder des Präsidenten Assad herunterzureißen und die Flagge der Revolution (schwarz-weiß-grün) zu hissen. Sie wollen als Befreier anerkannt werden. Sie haben die Menschen auf den Straßen begrüßt und ihnen eine bessere Zukunft versprochen: Ein Leben mit ständigen Strom und Wasser, dauerhaftem Internet, Befreiung aus der Tyrannei des Assad-Regimes.

In Aleppo herrscht heute eine angsterregende Ruhe. Die ganze Millionenstadt liegt seit Tagen lahm: Die Behörden sind geschlossen, sie wurden von den Rebellen erobert. Die Schulen sind ebenfalls geschlossen, die Räume der Universität sind leer. Von 17:00 Uhr bis 5:00 Uhr gilt ein Ausgangsverbot. Auf den Straßen gibt es sehr wenig Verkehr. Treibstoff ist kaum vorhanden und der wenige Verfügbare kostet enorm viel. Die meisten Industrien und Geschäfte sind ebenfalls geschlossen, daher gibt es kaum Arbeit. Niemand weiß, was hinter dieser „Ruhe“ steckt.
Die Menschen haben große Angst in all dem Chaos. Sie fürchten sich vor Gefechten und fühlen sich schutzlos ausgeliefert angesichts der Schwächung der syrischen Armee und der Regierung. Sie sind sehr verunsichert. Die „neuen Herrscher“ geben sich freundlich. Ihre Gräueltaten vom Anfang des Krieges sind jedoch in den Köpfen der Menschen noch präsent.

Es gibt keine Polizei, keine Armee. Wenn jemand getötet wird, gibt es kein Gericht und keine Rechtsprechung.
Viele Menschen versuchen, die Stadt zu verlassen. Die zurückgebliebenen Menschen bekommen kaum Nahrung, nur Brot und selbst davon nicht genug. Alles ist unerschwinglich teuer geworden. Die Menschen warten und wissen nicht, welches Schicksal sie erwartet.
Die syrische Bevölkerung fühlt sich derzeit von allen Seiten bedroht: Von den Rebellen und von zahlreichen Machtpolitikern der Welt. Wie lange das dauern wird, weiß keiner. Was die mächtigen Politiker für unsere Welt planen, ist schwer zu durchschauen.

Ich habe den Melkitischen Erzbischof von Aleppo, Georges Masri, gefragt, was wir als Korbgemeinschaft für unsere Brüder und Schwestern in Aleppo tun können. Seine Antwort war: Momentan kann man nur beten. Im Augenblick können Hilfsgüter gar nicht zu den Hilfsbedürftigen transportiert werden. Es wird aber nicht so bleiben. Einmal kommt das Licht und dann beginnt die „wahre Arbeit“.

Tatsächlich müssen wir viel beten, um zu erkennen, was der Wille Gottes ist, und wir müssen uns auf das „neue Syrien“ vorbereiten. Meine feste Überzeugung bleibt immer, dass die Werke Gottes in den Krisen und in der Not besonders deutlich sichtbar werden. Wir – als Christen hier und in Syrien – sind aufgerufen, diese Werke umzusetzen.

In all der Bedrängnis und trotz der eigenen Nöte werden unsere jungen Ehrenamtlichen der örtlichen Korbgemeinschaft in Aleppo und Latakia nicht müde, ihren Mitmeschen vorbildhaft beizustehen. Sie verteilen das Brot und warme Kleidung, das die Bischöfe derzeit überraschenderweise von den Rebellen für die Bevölkerung erhalten.

Während sich die anderen Verteilerorganisationen zurückgezogen haben, halten unsere jungen Freiwilligen weiterhin mutig die Stellung und bieten den Bischöfen ihre Hilfe an.

Syrien wartet heute auf das Kommen des Herrn. Bleiben wir verbunden mit Syrien in dieser „Zeit der Erwartung“, der Adventzeit! Bereiten wir uns auf gute und schlechte Zeiten vor!
Denn zuletzt leben wir für den Herrn (Röm 14:8)

Euch/Ihnen allen wünsche ich von Herzen eine gnadenreiche Adventszeit!
Euer/Ihr P. Hanna Ghoneim

Wien, am 6. Dezember 2024

www.korbgemeinschaft.at

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