Der Advent als überraschendes Ereignis
Gedanken aus der Predigt
Zur Einstimmung in den Advent bietet uns die Kirche ein Evangelium an, das zuerst gar nicht danach klingt: „Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen; denn die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.“ (Lk 21,26) Lukas spricht über die Ereignisse vor der Wiederkunft Christi: „…die Völker bestürzt und ratlos sein.“
Diese Ratlosigkeit scheint heute wirklich viele erfasst zu haben: Nicht weit von dem Ort, wo das Evangelium verkündet wurde, leiden unzählig viele Menschen an Krieg und Not. Für sie ist eine Welt zusammengebrochen – nicht nur für sie, sondern auch für alle, die an sie denken. Es war wie eine Selbstoffenbarung, vor der man sich schon gefürchtet hat, wie Gewalt der Gewalt begegnet und es scheinbar keine Aussicht auf Frieden gibt. Können wir dem entgegentreten? „Dann wird man den Menschensohn in einer Wolke kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ (Lk 21,27) Der heilige Lukas erzählt, wie Jesus Christus den Menschen Zuversicht schenkt. Er ist der Herr der Geschichte. Er wird wiederkommen und Sein Reich des Friedens errichten. Das ist keine politische Einheit, sondern die göttliche Wirklichkeit. Sein Wirken wird schon jetzt in Menschen sichtbar, die Ihn in ihr Leben lassen. Deshalb ist es die stille Zeit des Jahres – nicht unbedingt, weil wir weniger zu tun hätten, sondern weil wir als Christen diese innere Hoffnung in uns tragen, dass Christus der Herr ist. Das ist nicht einfach nur ein frommer Spruch, sondern er wird Wirklichkeit in jedem persönlichen Leben: Wenn einer Christus begegnet, dann fallen die „Sterne“, die „Stars“ vom Himmel. Idole, falsche Vorbilder, scheinbare Herrlichkeit werden entblößt. Hatten Sie schon die Erfahrung, dass ein Ideal plötzlich verschwunden ist, Menschen, die sich als Visionäre präsentieren, nämlich sich selbst, scheitern. Die Begegnung mit Christus bringt das Leben zuerst durcheinander und dann in eine neue Ordnung. Das ist der persönliche Advent: „Wenn dies beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“
Und schließlich begehen wir jedes Jahr den Advent als liturgische Zeit: Wir gehen auf Weihnachten zu. Eigentlich müsste man sagen, Weihnachten kommt auf uns zu. Jesus Christus kommt in unsere Welt, das Licht, das jeden Menschen erleuchtet. Er will in uns Sein Abbild aufleuchten lassen, dass uns schon seit der Schöpfung zu eigen ist. Der Advent ist eine Zeit der Wachsamkeit, weil Christus einst wiederkommt, unerwartet, aber wirklich, und weil Er schon jetzt jeden Menschen erleuchten will.
„Wacht und betet allezeit, damit ihr allem, was geschehen wird, entrinnen und vor den Menschensohn hintreten könnt!“
Amen.