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Kräuterbinden zum Marienfest


Mit Begeisterung banden Kinder und Erwachsene Kräuter zu kleinen Büscherln, die am Marienfest gesegnet wurden. Die Kunst besteht zuerst im Sammeln der Kräuter, die sich gut trocknen lassen und nicht zu viele Blätter oder Blüten verlieren, wenn man sie ein Jahr in der Wohnung hängen lässt. 

Warum ist dieser Brauch mit dem Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel verbunden? Im Volksmund sagt man verkürzt “Mariä Himmelfahrt”, aber eigentlich konnte Maria nicht selbst in den Himmel “auffahren”, sondern sie wurde von Gott in den Himmel aufgenommen. 

Das Fest hat einen besonderen Akzent: Maria wurde mit Seele und Leib aufgenommen, also als ganzer Mensch, während alle anderen Menschen noch auf diese Vollendung warten. Am “Jüngsten Tag”, wenn Christus sich endgültig und sichtbar allen Menschen als Gottes Sohn offenbart, wird Er für alle, die an Ihn glauben, Leib und Seele wieder miteinander vereinen. 

Der Tod ist deshalb so schmerzhaft, weil er eine Trennung von Leib und Seele bedeutet. Das zeigt, wie wichtig für Gott der ganze Mensch ist. Das drückt sich in viele Bräuchen aus - wie der Bestattung des ganzen Menschen im Sarg oder auch die Wertschätzung der Heilkräfte der Natur, die unseren Körper erhalten und pflegen. 

Berühmt ist die Klostermedizin, die trotz der wilden Völkerwanderung in den Klöstern Europas blühte. Die Hl. Hildegard von Bingen ist die berühmteste Fachfrau der Kräuterheilkunst, die ihre Fertigkeiten immer mit dem Glauben an den Schöpfer der Welt verbunden hat. In Salerno bei Neapel wurde schon lange vor ihr im 10. Jh. die erste Medizinhochschule Europas in einem Klostergebäude gegründet, das zur Benediktinergemeinschaft von Montecassino gehörte. In diese Zeit fallen die ersten Hinweise in Chroniken auf die Kräutersegnungen in den Kirchen im deutschen Sprachraum.

Maria wurde mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen. Dieses Fest bot in Verbindung mit dem Reifen der Gaben in der Natur den geeigneten Rahmen, um den alten Brauch des Kräutersegnens mit der Liturgie, dem Gottesdienst, zu verbinden.

 

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