Das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel ist vielerorts mit einer Kräutersegnung verbunden. In Enzersfeld und in Flandorf hatten Kinder und Erwachsene Kräuterbüscherl gebunden, in den Festmessen gesegnet wurden. In Flandorf war das Fest mit dem Patrozinium des Hl. Laurentius und dem Feuerwehrfrühschoppen verbunden.
Viele haben zu Hause eine Lade, in der sie wichtige Dokumente aufbewahren. Das ist ein Ort, der sich innerlich einprägt, der immer gleich bleibt, der besonders Wertvolles für die eigene Identität enthält: Geburtsurkunde, Taufschein, Pass, Trauungsurkunde und andere Dokumente – die eigenen und die der Kinder.
Das Volk Israel ist bekannt für eine Lade, die dem ganzen Volk wichtig war. In der Bibel wird sie „Lade des Gottes JHWH“ oder „Lade des Bundes“ genannt. Mose fertigte sie an, um dort die zwei Tafeln mit den zehn Geboten aufzubewahren. Die Lade wurde durch die vierzig Jahre der Wüstenwanderung immer mitgetragen. Sie war ein wichtiges Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen – wie der Regenbogen bei Noah oder die Beschneidung bei Abraham.
David brachte die Lade nach Jerusalem, in die neue Hauptstadt (vgl 1 Chr 15,3). Salomo baute einen Tempel und stellte sie im Innersten des Tempels auf: Das Allerheiligste war das Zentrum der Religion, bis der Tempel von den Babyloniern zerstört und die Lade vernichtet wurde.
Die Lade war nicht nur ein Aufbewahrungsort für die Gebotstafeln. Sie war Zeichen der konkreten Gegenwart Gottes. Man besprengte den Deckel mit dem Blut der Opfertiere, um Gottes Vergebung zu erbitten.
Wir sehen, wie wichtig ein Ort der Gegenwart Gottes für uns Menschen ist. Christus hat gezeigt, dass Gott in uns Menschen konkret gegenwärtig ist. In Ihm haben die Menschen Gott gespürt: in Seinem Reden, in Seinen Zeichen, in den Wundern.
Der Mensch ist das Heiligtum der Gegenwart Gottes. In der Taufe werden wir zum Tempel des Heiligen Geistes. Gott wohnt in uns. Das ist ein Geschenk. Das Einzige, was wir dazu beitragen können, ist, dass wir uns um ein reines Gewissen bemühen.
Maria wird in der christlichen Tradition als „Lade des Bundes“ bezeichnet. Sie hat Jesus unter ihrem Herzen getragen. Der Sohn Gottes hat in ihr leiblich gewohnt. Sie war schon erfüllt von Gottes Gegenwart, bevor sie Christus empfangen hatte: „Du bist voll der Gnade.“ (vgl. Lk 1,28)
Wir bekennen, dass Gott Maria mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen hat, sie, die „Lade des Bundes“, den lebendigen Menschen, der zu Gott „Ja“ gesagt hat.
Durch Maria hat uns Gott die Gewissheit geschenkt, dass der Tod überwunden ist: „Verschlungen ist der Tod vom Sieg. Tod, wo ist dein Sieg?
Tod, wo ist dein Stachel?“ (1 Kor 15,54.55) schreibt der Hl. Paulus an die Korinther.
In dieser Gewissheit feiern wir das Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel. Maria wurde erwählt, um uns den Weg zur Vollendung zu zeigen.
Amen.