Startseite » Neuigkeiten » 

30.05.2015

„Wir haben nicht einmal gewusst, dass es einen Heiligen Geist gibt.“


„Komm Heiliger Geist! Erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe.“
Wer ist eigentlich der Heilige Geist? 
Haben wir mit dem zu tun in unserem Leben?


Christliche Gemeinde!
Liebe Brüder und Schwestern!


Wir feiern heute Pfingsten – das Hochfest des Heiligen Geistes. 
Als Paulus einmal auf einer Missionsreise nach Ephesus und Korinth kommt, hört er von Männern, die schon getauft sind mit der Taufe des Johannes. Und er fragt sie: „Habt ihr den Heiligen Geist empfangen?“ Sie sagen: „Wir haben nicht einmal gewusst, dass es einen Heiligen Geist gibt.“ Das ist eine interessante Antwort, denn wenn man Christen fragt, auch die Getauften: Was ist mit dem Heiligen Geist?" würden uns sicher viele darauf sagen: „Davon wissen wir eigentlich fast nichts."

Von Gott, dem Vater, kann man sich irgendwie vorstellen: es gibt was Oberes. Man hat einmal die für Medizin zuständig ist, eine Ärztin gefragt, die jetzt Krebs hat: „Wie steht’s mit ihrem Glauben?“ Da hat sie geantwortet: „Na, ja, es wird schon irgendwie etwas oben geben, eine Gott oder eine Göttin, irgendwas wird’s schon geben.“ Das ist so die Meinung: Irgendwas muss es ja geben da oben. 

Von Jesus wissen wir ein bisserl mehr. Da kennen wir so die Konturen: Betlehem, Weihnachten, Ostern. Ja und dann noch so ein bisschen auch die Lehre. Aber der Heilige Geist ist der große Unbekannte für viele geblieben. 
Wer ist eigentlich der Heilige Geist? Haben wir mit dem zu tun in unserem Leben? 

Schauen wir uns einmal die Bilder an, die für den Heiligen Geist verwendet werden, denn der Heilige Geist, auch wenn er hier oben dargestellt ist, früher war’s der Ort übrigens der Messfeier, wo der Priester beim Altar gestanden ist. 

Genau darüber ist der Heilige Geist, weil durch den Heiligen Geist die Gaben gewandelt werden. Wenn der Priester die Hände über die Gaben hält, ruft er den Heiligen Geist an. Man nennt das die Epiklese. Und durch den Heiligen Geist werden diese Gaben Brot und Wein gewandelt in Fleisch und Blut. Deswegen ist genau über dem Ort, wo der Priester steht, der Heilige Geist.

Aber der Heilige Geist ist natürlich keine Taube. Das ist einmal eindeutig. Was ist er dann? Feuer, Wasser, eine Quelle, die nie verströmt, Sturm, Atem, Lebensatem, Erdbeben. Wir haben das alles, die Bilder, die oft immer wieder vorkommen. Und was wollen sie ausdrücken? 

Was meint eigentlich Lukas, wenn er sagt: „Der Heilige Geist kam wie eine Taube auf ihn herab.“ Da ist eher gemeint dieses Schwirren, wenn so ein Taubenschlag in Bewegung gerät, dieses Geräusch, wenn alles in Bewegung kommt, dieses Schwirren der Vögel.

Oder Feuer eindeutig hat Kraft zu zerstören, zu wärmen aufzubauen, alles Mögliche. Eindeutig die Quelle, das Wasser, Quelle und Leben hängt zusammen, Wasser als Voraussetzung für Leben. Der Heilige Geist, der wie Wasser alles Mögliche bewirkt. Wasser treibt die verschiedensten Blüten hervor. Wenn nicht, dann vertrocknet sie. Einsichtig.

Sturm, Erdbeben alles Zeichen für Energie. Man hat versucht, damit Energie auszudrücken. Atem ist die Lebensenergie. Das ist immer das Geheimnis des Lebens: Da kann man Menschen, die klinisch tot sind, lange noch künstlich ernähren, so quasi am Leben erhalten. Trotzdem leben sie nicht mehr. 
Was ist dann das Leben? Es ist mehr als eine Abfolge von chemischen Prozessen. Was ist dann das Leben? Was bezeichnet man mit dem Atem?  Es ist die Energie des Lebens, die Energie, die überall in der Welt tätig ist, diese so unglaubliche Energie, die die Welt im Lot hält. Das ist der Versuch, den Geist so auszudrücken.

Jesus bringt den Heiligen Geist uns noch persönlich näher. Er ist nicht nur eine blinde Energie, sondern er legt Zeugnis ab von Gott. Er tröstet den Glaubenden. Er verteidigt ihn vor anderen. Er gibt ihm zur rechten Zeit das rechte Wort in den Mund, wenn er vor Gericht steht. Er erklärt ihm die Geheimnisse des Glaubens. Er führt ihn weiter auf dem Lebensweg. Er erfüllt die Gläubigen und entzündet in ihnen das Feuer der Liebe.

Wenn wir sagen: Energie, haben wir heute vielleicht ein anderes Bild dafür. Es wäre das Bild des Stromes. Der Strom, Elektrizität. Den Begriff kannten die Menschen früher nicht, weil es ihn ja nicht gab. Und das 20. Jahrhundert, 21. sind wir jetzt, ist ein Jahrhundert des Stromes. Vorher hat man Öllampen angezündet, Kerzen. Aber der Strom in diesem großen Gebrauch, dass ganze Städte nachts hell leuchten, dass man sie vom Weltall aus sehen kann, das ist eine Errungenschaft des 20. Jahrhunderts. 

Ich denke mir oft, was wäre es, wenn der Strom kurzfristig, das hat’s ja gegeben, diese Ausfälle, ausfällt? Na was ist mit dem Tiefkühlfach? Alles kaputt. Was ist mit dem Handy? Keine Kommunikation mehr. Was ist mit dem Internet? Gar nichts mehr. Wir sind unglaublich abhängig und verletzlich geworden durch diesen exzessiven Gebrauch des Stromes. Das ist die Energie, die uns heute trägt. Ich glaube, das sollte man sich eigentlich wirklich bewusst machen, wie wir abhängig geworden sind davon. Wir können nicht einmal ein Auto starten ohne den Strom. Ich möchte wissen, wer das Auto anschiebt solange bis es dann von selber läuft.

Das ist die Energie. Das ist dieses Bild, das für den Heiligen Geist verwendet wird. Und Energie kann man normalerweise nicht sehen. Wir sehen den Strom nicht. Wir sehen ihn dann, wenn er auf Widerstand stößt, bei der Lampe, da beginnt dann dieser Widerstand zu leuchten. Ein großartiges Bild für die Kirche, die dann zu leuchten beginnt, wenn sie auf Widerstand stößt. Dort wo’s den Leuten gut geht, sieht man’s nicht augenscheinlich. 

Und jetzt zum Brief des Hl.  Paulus. Das ist eine großartige Lesung, die wir gehört haben, ich liebe diese Stelle über alles, 5. Kapitel im Galaterbrief. Wenn Sie was vom Heiligen Geist wissen wollen, dann lesen Sie das 5. Kapitel des Galaterbriefes. Und dort werden zwei Dinge gegenüber gestellt. Da heißt es hier: Begierden des Fleisches und das Begehren des Geistes.

Was heißt eigentlich die Begierde des Fleisches? Das Fleisch ist für Paulus ein Leben ohne Gott. Ich brauch Gott nicht. Und das Leben des Geistes ist ein Leben in Gott oder mit Gott. Das Fleisch ist nicht, was jetzt materiell meinen: ein Stück Schnitzel. Ist ja eh ganz klar. Sondern das Fleisch ist das Leben ohne Gott, wenn ich Gott, nicht unbedingt bewusst aber faktisch, aus meinem Leben verbanne. Und wie schaut’s dann aus?

Das Leben ohne Gott, es ist vorgelesen worden, ich brauch’s nicht wiederholen, ist dann ein ausschweifendes Leben, Nachlaufen von falschen Idealen, Götzendienst, braucht man nur übersetzen mit: falschen Zielen, Zeitgeist könnte man genauso gut sagen, zeigt sich vor allem Dingen in Unbeherrschtheit, auch in sexueller Hinsicht, Streit, Eifersucht, Jähzorn, Angeberei, letztlich Egoismus in jeder Form. Das ist das Leben, wo der Mensch hingerät, wenn er sich nie nach Gott orientiert. Er kreist nur noch um sich selbst.

Der Hl. Augustinus sagt: „Das in sich verkrümmte Herz“, dass immer um sich kreist. Ich bin im Mittelpunkt. Das ist die Hölle. Denn der Himmel besteht im Austausch mit anderen. Das Immer-um-sich-Kreisen macht den Menschen einsam. Das ist die Hölle: „das in sich verkrümmte Herz“.

Und das eben zeigt sich in dieser Unerträglichkeit des nur mehr Genusses. Interessanterweise beginnt Paulus mit der Freiheit bei dem Kapitel. Er sagt: „Brüder macht die Freiheit nicht zum Vorwand für ein Leben ohne Gott, für ein Leben des Fleisches.“

Ich glaube, wir haben heute, sind in diesen Jahren, in einer Zeit, in der Europa der christliche Schleier heruntergerissen wird. Es ist kein christliches Europa mehr. Binnen kurzer Zeit, zwei, drei Generationen, sind viele Dinge, die eigentlich selbstverständlich waren oder wie man angenommen hat, ist nicht mehr. Man redet zwar überall von Toleranz und Nicht-Ausgrenzen usw. Aber in vieler Hinsicht kann Liebe genauso einfach Egoismus sein. Wir spüren das bei jeder Beziehung, wo Liebe Egoismus ist. Ich tu zwar so, als ob ich lieben würde, aber ich will auf meine Kosten kommen. Ich will auf meine Kosten kommen. Es gibt keine Liebe ohne das Opfer. Das gibt es nicht. Eine Liebe, die nur auf Genuss und Selbstverwirklichung ausgerichtet ist, ist Egoismus.

Und dann sagt Paulus eben: „Was ist denn dann die Frucht des Geistes?“ Ich will es einmal ganz kurz so zusammenfassen: Liebe, Freude und Friede. Und auf der anderen Seite: Geduld, Treue, Selbstbeherrschung und Freundlichkeit. Die ersten drei: Liebe, Freude, Friede sind eigentlich Gaben, sind Geschenke. 

Ich kann Liebe nicht erzwingen, weder von anderen noch von Gott. Aber von Gott weiß ich, dass er mich liebt. Das ist der Glaube. Ich kann Freude nicht erzwingen oder kaufen. Freude wird geschenkt. Und ich kann den Frieden nicht erzwingen. Aber ist ein Geschenk. 

Wir haben heute gerade das Evangelium gehört: Christus kommt nach dem Kreuz das erste Wort ist: „Der Friede.“ Das überwältigt mich immer. Er geht zu Jüngern, die in alle verlassen haben, bis auf Johannes und schenkt ihnen seinen Frieden. Der Friede ist die Gabe, die Frucht der Auferstehung. Das sind die Gaben, die Gott schenkt. Die Gaben des Heiligen Geistes: Liebe, Freude und Friede. 

Aber dann kommt: Geduld, Treue, Selbstbeherrschung, Freundlichkeit. Das ist das, was von uns verlangt wird, denn wir sind nicht nur Leute, die das blind bekommen, sondern die sich um diese Gaben bemühen müssen. Ich muss das Haus des Herzens reinigen, durch Geduld, durch Treue, das wird von mir verlangt, durch Selbstbeherrschung und durch Freundlichkeit. Das fällt uns allen nicht leicht. Aber genau um das geht es, dass man sich darin einübt. Wie schwierig ist die Geduld mit anderen zu haben. Wie schwierig ist es, die Treue zu halten. Aber sie ist das Fundament einer Gemeinschaft. Wie schwierig ist es die Selbstbeherrschung oft zu haben. Und trotzdem ermöglicht sie erst die Gemeinschaft. 

Der Hl. Pfarrer von Ars, dieser große Seelsorger war ein unglaublich jähzorniger Mensch. Weiß man meistens gar nicht. Aber es gibt Berichte davon, wo einer sagt, er hat beobachtet, wie er in einem Gespräch mit anderen, die im furchtbar auf die Nerven gegangen sind, die Fäuste so zusammen geballt hat, dass die Knöchel weiß geworden sind, damit er ja nicht explodiert. Er hat sich in der Geduld üben müssen. 

Also, wie gesagt, es sind Dinge, die bekommen wir geschenkt, aber wir müssen uns dafür auch vorbereiten. Und dann ist mir eigentlich um die Kirche nicht bang. Denn die Kirche ist eine Gabe, eine Frucht des Heiligen Geistes. Die Kirche ist die Frucht von Pfingsten. Die Kirche ist geboren aus dem Pfingstfest.

Es hat die Kirche so viele Kulturen überlebt, ich denk mir immer wieder, genauso wie das Judentum, die dekadente antike Welt, wo der Kaiser Heliogabal, ein junger Orientale, als Frau verkleidet durch Rom geritten ist, wo Cäsaren die Pferde zu Konsulen erhoben haben, um das Volk zu verachten. Die ganze Geschichte der Antike. 

Und in dieser Situation entsteht das Mönchtum. In dieser Situation entsteht das bewusste christliche Leben. In dieser Situation einer untergehenden Welt entsteht das Mönchtum des Hl. Benedikt. Das Weströmische Reich geht unter und Montecassino ersteht, nach einem langen Lebensweg, den Benedikt zurückgelegt hat, mit vielen Irrwegen, die er auch gegangen ist. 

Um die Kirche ist mir nicht bang. Die Kirche hat auch nicht den Auftrag, die Gesellschaft, den Staat zu erhalten. Die Kirche hat den Auftrag Seelen zu retten, das ewige Leben zu vermitteln und das kann jeder nur für sich annehmen, und darum bitten wir den Heiligen Geist.

„Komm Heiliger Geist und erfülle die Herzen deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe.“

Amen.
Abschrift der Homilie von P. Bonifaz Tittel OSB
für die Eucharistie Gemeinde in Breitenlee 
24. Mai 2015 –  Pfingstsonntag LJB 
L1: Apg 2, 1-11
L2: Gal 5, 16-25
Ev: Joh 20, 19-23




Seite drucken
Youtube-Kanal der Pfarren Enzersfeld und Klein-Engersdorf
Lade Daten ...
Lade Daten ...

Beichten

Stammersdorf: Jeden Freitag 18.00 (Pfarrer Georg Papp)

Enzersfeld: Jeden Samstag nach der Abendmesse (P. Sebastian)

Wer hat heute Namenstag?

heilige.de
heiligenlexikon.de