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04.09.2010

Führung durch das Schottenstift


Führung durch die Benediktinerabtei Unserer Lieben Frau zu den Schotten.

Als Dank für die Treue zur Kirche hielt Kaplan P. Sebastian Hacker OSB am 4.9.2010 eine Stiftsführung für Gläubige der Schottenpfarren Enzersfeld und Klein-Engersdorf.

Ihn unterstützte sein Mitbruder Frater Augustinus Zeman OSB, ein promovierter Kunsthistoriker. Das Schottenstift wurde vor 855 Jahren als Benediktinerkloster gegründet, damals lebten dort iro-schottische Mönche. Vom Grab des Stifters Herzog Heinrich Jasomirgott bis zum berühmten Schottenmeisteraltar und zur traditionsreichen Bibliothek erkundeten die Weinviertler das älteste Wiener Kloster, das neben dem Schottengymnasium auch 11 Pfarren betreut, 6 davon im Weinviertel: Mönchspriester aus dem Stift wirken in Enzersfeld, Klein-Engersdorf, Gaweinstal, Höbersbrunn, Mönchspriester aus Roggendorf wirken in Eggendorf und Enzersdorf im Thale. 

Eine kurze Geschichte des Schottenstifts:
Als Herzog Heinrich II. Jasomirgott das Kloster 1155 gründete, lud er iroschottische Mönche aus seiner früheren Residenzstadt Regensburg nach Wien. In der ältesten erhaltenen Urkunde aus dem Jahr 1161 werden sie „Scottos“, Schotten genannt. Das Kloster wurde „Unserer Lieben Frau zu den Schotten“ geweiht, deren Statue die älteste erhaltene Mariensstatue Wiens ist. Sie befindet sich in der Romanischen Kapelle, der Sakramentskapelle, zugänglich über den Eingang unter dem Glockenturm. 

Zwei Jahrhunderte iro-schottische Tradition:
Vom 6. bis zum 15. Jahrhundert prägten Mönche aus Irland und später Schottland die Entwicklung der europäischen christlichen Kultur. Bekannt für ihren persönlich starken Glauben und ihre profunde Ausbildung, durchwanderten sie ganz Europa, um den christlichen Glauben zu verbreiten und Klöster und Spitäler zu gründen. Daneben unterhielten sie Hospize für Pilger, die auf dem Weg nach Rom oder in das Heilige Land waren. Seit 1310 läßt sich der Bestand einer Schule im Wiener Schottenkloster nachweisen. Diese Tradition wird bis heute im „Schottengymnasium” fortgeführt. Seit der Gründung der Wiener Universität 1365 wirken auch dort Wiener Mönche als Rektoren oder Professoren. Dem Kloster wurden verschiedene Privilegien zugestanden, u.a. das Asylrecht, d.h. man nahm politisch verfolgte oder eines Verbrechens beschuldigte auf und unterstützte sie auf dem Rechtsweg. Deshalb heißt der Platz vor dem Kloster heute noch „Freyung”. Diese Tradition hat ihren Ursprung im Alten Testament, als das jüdische Volk das Gelobte Land besiedelte und Asylstädte gründete, um gerechte Gerichtsverfahren abseits der Blutrache zu gewährleisten. 

Die ersten deutschsprachigen Mönche:
Die iroschottischen Mönche gaben nie ihre enge Verbundenheit mit ihrer Heimat auf. Ihr Nachwuchs kam aus irischen Abteien. Ebenso erhielten sie von dort finanzielle Unterstützung. Als sie Papst Martin V. aufforderte, auch Nicht-Iroschotten aufzunehmen, lehnten sie ab. Stattdessen zogen sie es vor, das Wiener Haus aufzugeben und in das St.Jakobs-Kloster in Regensburg zurückzukehren. 1418 zogen die ersten deutschsprachigen Mönche in das Wiener Schottenstift ein. Doch bald - im 16. und 17. Jh.- stellten sich der Wiederbelebung des geistlichen Lebens Hindernisse in den Weg: Während der Reformation sank die Zahl der Mitglieder auf ein Minimum, das Stift wurde durch hohe Steuern während der Verteidigungskriege gegen das Osmanische Reich schwer belastet. 

Kulturelle Entwicklung und Architektur:
Der romanisch-gotische Kirchenbau war um fast ein Drittel größer als der jetzige. Nach verheerenden Bränden und mehreren Erdbeben wurde die Kirche 1638-1648 verkleinert und barockisiert, deutlich erkennbar an den Altargemälden und dem reichen Stuck in den Gewölben. Die Abtei erlebte unter Abt Carl Fetzer (1705-1750) einen Höhepunkt ihrer Geschichte und wurde in personeller, wirtschaftlicher und geistlicher Hinsicht gefestigt. Die Bestände der reich ausgestatteten Bibliothek und des Stiftsmuseums stammen vorwiegend aus dieser Zeit. Dennoch ist das Glanzstück des Museums der sogenannte „Schottenmeister“-Flügelaltar, der Szenen aus der Passion Jesu Christi und aus dem Leben der Muttergottes zeigt. Er zeichnet sich neben seinem künstlerischen Wert durch die älteste topographisch richtige Darstellung Wiens aus dem 15. Jh. aus. Im 19. Jh. wurde das Kloster wegen des schlechten Zustandes der Gebäude zum Teil neu errichtet. Auch die Kirche wurde innen im neobarocken Stil umgestaltet (u.a. Bilder an der Decke, Hauptaltar und Mosaik). 1994 erfolgte eine gründliche Renovierung und Anpassung an die aktuellen liturgischen Anforderungen. Die Chor- und die Hauptorgel wurden neu gebaut. 

Aufgabengebiete:
Die wichtigsten Tätigkeitsfelder der Mönche sind das gemeinsame Gebet, das öffentlich zugänglich ist, die geistliche Lektüre und die Arbeit in der Schule und den Stiftspfarren. Derzeit hat das Kloster 17 Mitglieder. Der Einsatz der ersten iroschottischen Mönche zur Ehre Gottes bleibt die Grundausrichtung unserer Gemeinschaft, wie es der Hl. Benedikt in seiner Regel ausdrückt: UT IN OMNIBUS GLORIFICETUR DEUS (“damit in allem Gott verherrlicht werde”). 

Fotos: Franz Stehlik




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