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30.07.2013

Wallfahrt nach St. Petersburg


Wallfahrt zur Russischen Orthodoxen Kirche nach St. Petersburg und Valaam. 

Am 30. Juli 2013 brachen 22 Pilger aus den Pfarren Enzersfeld, Klein-Engersdorf und Breitenlee auf, um sich auf einer Wallfahrt mit der Orthodoxen Kirche in Russland auseinander zu setzen.

 Nachdem die meisten von uns schon Russlanderfahrung hatten, waren wir noch erwartungsvoller, was uns in St. Petersburg, der nördlichsten Millionenmetropole und dem „Venedig des Nordens“ erwarten würde. 

Nach einem ruhigen Flug landeten wir in St.-Petersburg-Pulkovo und stellten schon bald die Unterschiede zu Moskau fest. U-Bahn fahren war hier unkompliziert und stressfreier und auch die Entfernungen schienen nicht so groß wie in der Hauptstadt. Zwar war auch hier die Ernsthaftigkeit der Bevölkerung in der Öffentlichkeit zu bemerken, aber die Herzlichkeit der Franziskanermönche, die das Kloster führten, in dem wir Quartier nahmen, war groß. So kamen wir nach einem turbulenten Anreisetag in die Ruheoase des Klosters, in dem man sich sofort wohl fühlen konnte. Die Zimmer waren gepflegt und der Garten ein Kleinod, in dem besonders die von Lilien umgebene Marienstatue auffiel. 

Nach einem köstlichen Frühstück brachen wir auf, um das Sommerschloss Peterhof zu besichtigen, das uns durch seine Ausmaße und vor allem durch seinen prächtig angelegten Garten mit Springbrunnen und Fontänen beeindruckte. Zurück fuhren wir dann mit dem Boot über den Seeweg, so wie auch schon die Zaren nach Peterhof reisten. Das Tragflügelboot legte direkt im Zentrum von St. Petersburg an und wir bekamen einen ersten Eindruck von der ehemaligen Hauptstadt des Russischen Reiches. Auch mit der Entstehungsgeschichte der noch relativ jungen Stadt und dem Herrschergeschlecht der Romanovs setzten wir uns intensiv auseinander. 

Ein weiterer Höhepunkt des Tages sollte der Besuch der Alexander-Newskij-Lawra – eines Klosters mit angeschlossener Geistlichen Akademie – werden. P. Bonifaz verstand es, uns eindringlich von den Veränderungen seit der Sowjetzeit zu berichten, und wir konnten im Ansatz erahnen, unter welchem Druck die Orthodoxe Kirche in dieser Zeit der Verfolgung stand. Nur ein Zeitzeuge kann davon ein authentisches Zeugnis ablegen. Besonders berührend war der Besuch am Grab des 1978 verstorbenen Bischofs von Leningrad Metropolit Nikodim. Auf seine Einladung hin hatte P. Bonifaz 1977/1978 im damaligen Leningrad studiert. Wir besuchten auch den Friedhof, auf dem namhafte Künstler aus Musik und Literatur wie Tschajkovskij und Dostojevskij bestattet sind. Nach dem Abendessen flanierten wir noch über den Nevskij-Prospekt, die belebte Einkaufs- und Touristenstraße in St. Petersburg. 

Der nächste Tag begann schon sehr zeitig mit der Feier der hl. Messe. Nach dem Frühstück wurden wir direkt vor dem Kloster von einem komfortablen Reisebus abgeholt, der uns entlang des Ladogasees, dem größten Süßwassersee Europas, zum Hafen Priozersk brachte, wo wir ein Tragflügelboot nach Valaam bestiegen. Die Klosterinsel mit einer bewegten Geschichte wird auch „Nördlicher Athos“ genannt. Wir erhielten Zugang zu einem der geistlichen Zentren Russlands. Begrüßt wurden wir von unserem Führer Ivan Krutenko, einem Absolventen der Geistlichen Akademie und ausgebildetem Bauingenieur. Er lud uns ein, tief in die religiöse Welt des Klosters einzutauchen und, wie er es ausdrückte, „etwas von dem Licht Valaams“ mit nach Hause zu nehmen. Zuerst suchten wir das Quartier der Männer auf. Von außen mehr einer Ruine ähnlich und bestenfalls Substandard, waren wir schockiert von den Lebensumständen mancher Menschen in der einfachen Bevölkerung. Der 4. Stock der Herberge präsentierte sich uns aber in einem ganz anderen Bild. Zwar gab es für unsere Männer nur ein gemeinsames 8-Bett-Zimmer mit Dusche und WC am Gang, aber die Herberge war sauber und gepflegt. Gleich anschließend besuchten wir die Hauptkirche des Klosters, welche der Verklärung Christi geweiht ist. Die Oberkirche der Kathedrale war reich mit Fresken aus dem Neuen Testament bemalt. Die enorme Ausdruckskraft der Wandmalereien, insbesondere der gütige und liebevolle Blick der Christus-Darstellungen gefiel uns sehr. Unser Führer Ivan brachte uns anschließend in die Unterkirche – die Lieblingskirche der Mönche, wie er betonte – wo es kein künstliches Licht gab und die vielen Kerzen eine ganz besonders feierliche Stimmung entstehen ließen. In dieser Kirche waren wir auch am nächsten Tag bei der „Göttlichen Liturgie“- der hl. Messe – dabei. 

Nach einem einfachen Mittagessen aus Krautsuppe, Fisch und Buchweizen machten wir uns auf den Weg zu der Bucht, in der wir am Vormittag mit dem Schiff angekommen waren. Wir besuchten dort die Nikolauskirche, sahen die Kapelle mit Leuchtturm und ein großes Pilgerkreuz, das die Ankommenden schon von weitem begrüßt. 

Der nächste Tag war gekrönt von einem Ausflug in die Wälder von Valaam. Unsere 4-km-Wanderung begann bei einem Bauernhof, den die Mönche nach alter Tradition wiederbelebten, mit einer Kostprobe von frischer Milch und selbst gebackenem Holzofenbrot. Wir kamen zu einer Einsiedelei und sahen eine einfache Holzkirche, in deren unmittelbarer Umgebung zwei große, seeähnliche Teiche lagen. Aber viel beeindruckender war das Gefühl, an einem besonderen Kraftplatz zu sein, wohin schon seit Generationen Menschen kommen, um zu Gott zu beten und von den weisen Mönchen (Starzen) Rat und Hilfe zu erbitten – auch heute leben in dieser Einsiedelei wieder Mönche. Weiter ging es zu den Resten einer einfachen Behausung eines Einsiedlers – eines Mönches, der ganz zurückgezogen sein Leben im Gebet lebte, der zum Abt des Klosters berufen wurde und viele Jahre lang in Güte und Weisheit das Kloster mit seinen damals an die 1000 Mönchen leitete. Heute leben auf der Insel zirka 100 Mönche, die versuchen diesen Ort des Gebets und des Glaubens wieder aufzubauen und zu beleben. 

Im Gedenken an die Leiden Jesu Christi hat man versucht, ein „Neues Jerusalem“ in Valaam entstehen zu lassen. So kamen wir am „Garten Getsemani“ mit seiner Maria-Entschlafungskirche vorbei, gingen durch das „Kidrontal“ hinauf auf den Ölberg und kamen durch das „Osttor“ zur Auferstehungskirche. Sie ist mit weißer Keramik aus dem Gebiet des Urals ausgestaltet und hat jeden Sonntag ihr Patroziniumsfest, da sie ja der Auferstehung des Herrn geweiht ist. Die Unterkirche ist als Grabeskirche mit Felsengrab gestaltet. Eine Besonderheit dieser Kirche ist der offene Altar, der nicht wie sonst bei den Orthodoxen üblich hinter einer Ikonostase verborgen ist. 

Damit ging unser Valaamaufenthalt auch schon wieder zu Ende und wir reisten zurück ins Franziskanerkloster nach St. Petersburg. 

Am Samstag trafen wir einen Vertreter des russisch-orthodoxen Außenamtes, der uns zum Johanneskloster in St. Petersburg begleitete. Das Kloster wird von tief gläubigen orthodoxen Nonnen geleitet, sie achten in ihrem Kloster auf einen ganz besonderen Schatz – die Begräbnisstätte des hl. Johannes von Kronstadt. Der Heilige lebte Anfang des 20. Jahrhunderts in St. Petersburg auf der vorgelagerten Insel Kronstadt und kümmerte sich in besonderer Weise um die untersten Bevölkerungsschichten, Arbeitslose, ehemalige Gefangene, Prostituierte und Seeleute, die auf der Hafeninsel lebten. In der Sowjetzeit war der Besuch des Grabes strengstens verboten, was seine Verehrung zwar erschwerte, aber keinesfalls abreißen ließ. Wir hörten einige, beinahe schon unglaubliche, Geschichten aus dem Leben des Heiligen, die durch Bilder und Fotos noch eindrücklicher für uns wurden. Wieder hatten wir einen Vertreter der Orthodoxen Kirche kennen gelernt, der durch sein Leben und Wirken Vorbild für viele Menschen war und bis heute noch ist. 

Weiter führte uns unser Programm in das Herz der Stadt – zum Winterpalast der Zaren – heute allgemein Ermitage genannt. Sie zählt zu den größten Kunstsammlungen der Welt. Unsere großartige Führerin brachte uns die Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart in spannender und kurzweiliger Form nahe und die Stunden vergingen wie im Flug. Wir staunten über Gemälde, Skulpturen und prächtig ausgestattete Säle, über Tische und Türen mit Einlegearbeiten aus Stein oder verschiedenen Holzarten. Mosaike und Freskenmalerei, Stuckarbeiten und reich mit Gold verzierte Räume gaben uns einen Eindruck über den unglaublichen Reichtum des russischen Zarenreiches. 

Nach dem Rundgang durch die Kunstsammlung durften wir unsere Beine bei einer Rundfahrt auf den Kanälen von St. Petersburg etwas entspannen – unser Geist wurde aber weiter gefordert und auch hier kamen wir aus dem Staunen nicht heraus. Vom Boot aus bot sich uns ein prächtiger Blick in die bis ins Detail geplante Stadt, wo es scheint, dass nichts dem Zufall überlassen wurde. Palais, Museen und Paläste reihen sich an den Ufern der Kanäle aneinander und bieten dem Betrachter ein harmonisches Bild einer westlich geprägten Stadt. 

Der Tag neigte sich zwar schon seinem Ende entgegen, aber eine Sehenswürdigkeit wollten wir an diesem Tag noch besuchen: die Isaakskathedrale, deren riesige monolithe Außensäulen und eine der weltweit größten Kuppeln uns zum Staunen brachte. Heute wird die Kirche nur zu hohen Feiertagen als sakraler Raum benutz und ist sonst als Kunstobjekt für Touristen zugänglich. Wieder kamen wir aus dem Staunen nicht heraus. Wir betrachteten den Werdegang der Kirche an kleinen Holzmodellen und betrachteten begeistert riesige Mosaike, Fresken und bunte Glasfenster. 

Der Sonntag begann etwas ruhiger mit einer feierlichen Hl. Messe, in der wir uns besonders mit unseren Freunden und Familien zu Hause verbunden fühlten. 

An diesem Tag stand das Russische Museum auf dem Programm, in dem ausschließlich örtliche Kunst und Tradition gezeigt wurde. Von der Ikonenmalerei bis zu Darstellungen von Seeschlachten und Kriegsszenen konnten wir uns ein Bild über die bewegte Geschichte des Russischen Reiches machen. Unsere Führerin Anna Lobacheva verstand es auch hier, uns in eindrucksvoller Weise die Geschichte ihres Landes näher zu bringen. 

Den Sonntagnachmittag wollten wir dem Katharinenpalast widmen. Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir nach Puschkin, wo man den Sommerpalast der Zaren mit dem legendären Bernsteinzimmer besichtigen kann. Bei der Führung durch den Palast sahen wir wieder und wieder goldverzierte Räume, edles Porzellan und Prunk, der schon eher erdrückend als schön war. Dagegen war der Garten ein Erholungsort und besonders gefiel uns die Grotte, da wir dort einen Männerchor singen hörten. Noch auf der Rückfahrt beschlossen einige, die Aufführung „Schwanensee“ des Petersburger Balletts im Aleksandrinskij Theater zu besuchen, was dann auch am Montag in die Tat umgesetzt wurde. 

Zuvor begann der Tag aber in gewohnter Weise mit Hl. Messe, Frühstück und Besichtigung. Diesmal war die Peter-und-Paul-Festung unser Ziel. Die Kirche inmitten der Befestigungsanlage beherbergt die Grabstätten aller Mitglieder der Romanov-Zaren-Familie von Peter dem Großen bis Nikolaus II. Auch den Kanonenschuss, der täglich zu Mittag von der Festungsanlage aus abgegeben wird, haben wir mitverfolgt. Das Mittagessen nahmen wir in einem Lokal am Newskij-Prospekt ein und gingen anschließend mit unserer Führerin Galina noch zur Auferstehungskirche, der einzigen Kirche St. Petersburgs, die in russischem Stil mit farbenprächtigen Zwiebeltürmchen erbaut ist. 5000 m² beträgt die Gesamtfläche der Mosaike in der Kirche. Die Wände und Decken sind mit Glasmosaik, der Boden mit Steinmosaik ausgestaltet. Die Bilder sind großartige Darstellungen aus dem Neuen Testament. Der Nachmittag stand uns zur freien Verfügung und wurde auch von den Teilnehmern unserer Wallfahrt sehr individuell genutzt. 

Als der Dienstag angebrochen war, mussten wir feststellen, dass diese außergewöhnliche Woche in St. Petersburg schon wieder zu Ende war. Die Reise wird den Teilnehmer jedoch noch lange in Erinnerung sein und vieles, was wir erlebten, wird sich uns erst zu Hause in seiner vollen Größe erschließen. 

„Vergelt´s Gott“ für die außergewöhnliche Wallfahrt! 

Bericht: Karin Sponer




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