22.08.2015

Ein Blick in den Fernen Osten Russlands


Bericht über die Wallfahrt von 4.-11.8.2015 nach Russland.

Russlandabend mit Fotopräsentation im Pfarrhof Enzersfeld Donnerstag, 24.9.15 um 19.00 Uhr

Fotos/Videos/Interviews.

Bericht als pdf.

Dienstag/Mittwoch, 4./5. August 2015 – 1. und 2. Tag

Nach intensiven Reisevorbereitungen begann die Wallfahrt zu den Heiligtümern der Russisch Orthodoxen Kirche in Vladivostok, Chabarovsk und Birobidschan, die von Pfarrer P. Sebastian Hacker OSB mit viel Engagement vorbereitet wurde, mit einer hl. Messe in der Pfarrkirche Enzersfeld. 

Neben Pilgern aus den Schottenpfarren Enzersfeld, Klein-Engersdorf und Stammersdorf nahmen auch P. Stephan Schnitzer OSB, Pfarrer der Schottenpfarren Eggendorf und Enzersdorf im Thale, H Sebastian Schmölz CanReg, Kaplan in Langenzersdorf und eine Reporterin von Radio Korneuburg teil. 

Im Anschluss an den Reisesegen hatten die Pilger noch die Möglichkeit, ein Frühstück im Pfarrhof zu sich zu nehmen, bevor uns die Flughafentaxis zum Flughafen Schwechat brachten. Wir staunten nicht schlecht, als wir einen eigenen Schalter für unsere Wallfahrtsgruppe hatten. Bald waren die eigenen Koffer und das Gepäck mit den Sachspenden für das Kinderspital in Birobidschan eingecheckt und unser Flugzeug startete pünktlich in Richtung Moskau. Nach dreistündigem Aufenthalt ging die Reise weiter nach Valdivostok, geplant war ein Direktflug von acht Stunden. Durch einen medizinischen Notfall an Bord mussten wir in Jakutsk zwischenlanden. Deshalb kamen wir auch erst mit einer dreistündigen Verspätung in Vladivostok an. Wir wurden freundlich von Vater Andre aus der Diözese begrüßt. Im Reisebus fuhren wir dann Richtung Zentrum. 

Wir besuchten das Frauenkloster zur hl. Maria und Martha und wurden sehr herzlich von der Äbtissin und den Nonnen empfangen. Es wurden sogar die Glocken für uns geläutet. In berührender Weise zeigte uns die Äbtissin die Kirche und die Taufkapelle, erzählte von der Geschichte des Klosters und vom umfangreichen Arbeitsbereich der Nonnen, der von Gebet über Kranken- und Altenpflege sowie Kinderbetreuung bis hin zum Führen einer Landwirtschaft geht. Da unser Besuchstag ein Fasttag im Koster war, wurden wir zu Tee eingeladen. Die Tische im Refektorium waren so liebevoll gedeckt und außer Tee gab es noch selbst zubereitete Speisen aus dem landwirtschaftlichen Betrieb der Nonnen. Borsch, die russische Krautsuppe, Erdäpfel, Reis mit Gemüse und Fisch, Fastenkuchen mit Früchten, selbst eingelegte Gurken, frische Heidelbeeren, Erdbeerkompott usw. – so lässt sich wirklich gut fasten. Mit den Segenswünschen der Äbtissin verabschiedet fuhren wir weiter zum Hotel, das direkt am Meer liegt, bezogen die Zimmer und machten uns anschließend auf, die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu besichtigen. Begleitet wurden wir dabei von einer Reiseführerin, einer Vertreterin der Stadtverwaltung und einem Kamerateam des lokalen Fernsehens. 

Wir besuchten den Bahnhof, der das Ende der Transsibirischen Eisenbahn ist und als ganzer Stolz der Stadt gilt. Wir hörten von seiner Geschichte und der Bedeutung für die Stadt. Wir sahen die restaurierten Emaille-Tafeln, Kacheln, Deckengemälde und eine alte Lokomotive. Dann begann es schon dunkel zu werden, aber ein Programmpunkt stand für diesen Tag noch an: Die Skyline von Vladivostok bei Nacht. Dazu gingen wir auf eine Aussichtsplattform, die einen grandiosen Blick auf die „Goldene-Horn-Bucht“, die Brücken der Stadt und das pulsierende Leben einer Großstadt bot. Müde von einem langen, ereignisreichen Tag erreichten wir unser Hotel um 22.30 Uhr. 

Donnerstag, 6. August 2015 – 3. Tag

Nach einem köstlichen Frühstück im Hotel brachen wir schon kurz nach acht zur Insel Russkij auf. Dabei konnten wir viele Bauwerke in unterschiedlichen Stilen bewundern. Einige neu restaurierte Häuser im Jugendstil fielen uns dabei besonders auf. Über die „Goldene Brücke“, die die Bucht „Goldenes Horn“ in einer Länge von 2,1 km 64 m über dem Wasser überspannt, gelangten wir auf die der Stadt vorgelagerte Insel Russkij, die heute die Fernöstliche Universität mit 4 Fakultäten beherbergt und 20.000 Studenten Platz bietet.

Den ersten Halt machten wir bei einer Verteidigungsanlage, welche die Stadt und den Hafen in einem Umkreis von ca. 50 km sichern kann. Wir besichtigten Kanonentürme, Munition und Mannschafts-quartiere.

Im Anschluss stand wieder geistliches Programm auf der Tagesordnung. Im Kloster zum hl. Seraphim von Sarow begrüßte uns der Abt und zeigte uns die Kirche mit den Ikonen. Dabei war auch eine von ihm gemalte Ikone in modernem Stil. Wir durften auch Fragen stellen und so erfuhren wir viel über den Alltag, die Gebets- und Arbeitszeiten der Mönche, aber auch von ihren Begabungen und Plänen. Die Struktur der Russisch Orthodoxen Kirche ist anders, als wir es von unseren Pfarren gewöhnt sind, und finanzielle Mittel für Bauvorhaben müssen ausschließlich selbst aufgebracht werden, aber eine neue religiöse Aufbruchsstimmung ist, wie fast überall in der Russischen Kirche, auch in dem 2001 gegründeten Kloster spürbar. 

Nach einem ausgiebigen und sehr schmackhaften Mittagessen besuchten wir am Nachmittag das U-Boot-Museum und konnten Einblick gewinnen in das Leben und Arbeiten unter Wasser. Fast unvorstellbar ist die Kleinheit und Enge, in der die Männer leben mussten. An dem Denkmal für die Opfer des 2. Weltkrieges wurde gerade gearbeitet, ebenso wie am Bogen zu Ehren Zar Nikolaus´. Alle Symbole und Andenken an die Zaren wurden von den Sowjets akribisch entfernt und erst jetzt entsteht ein neues historisches Bewusstsein und die alten Bauwerke erfahren eine Erneuerung. 

Am historischen Friedhof der Stadt, der aufgelassen wurde, besuchten wir die Maria-Schutzmantelkirche, wo eine besondere Muttergottesikone zu bewundern war. Nach einem gemütlichen Spaziergang durch den Park gelangten wir zu einem Denkmal der Heiligen Peter und Fevronija, der Patrone der Eheleute, wo wir eine kurze Andacht hielten. Nun wurde es Zeit, zum Bahnhof zu fahren. Um 21.00 Uhr setzte sich der Zug der Transsibirischen Eisenbahn 1000 km Richtung Chabarovsk in Bewegung. Wir bezogen unsere Schlafabteile und verbrachten die Nacht nach einem geselligen Abend mit mehr oder weniger Schlaf im klimatisierten Wagon.

Freitag, 7. August 2015 – 4. Tag

In Chabarovsk angekommen, empfing uns ein Vertreter der dortigen Diözese sehr herzlich. Nach einem Frühstück im Bahnhofscafé ging es mit dem Bus weiter nach Birobidschan. Die Straßenverhältnisse und unser schwunghafter Fahrer sorgten dafür, dass die Fahrt nicht langweilig wurde, obwohl etliche versuchten, etwas Schlaf nachzuholen. Wir bezogen unsere Zimmer im Hotel Vostok und nach kurzer Pause gab es in einem nahegelegenen Lokal ein traditionelles Mittagessen mit Borsch, Reis und Faschierten Laibchen mit Krautsalat. 

Um 16.30 holte uns Bischof Efrem im Hotel ab. Schon im Bus konnten wir erfahren, dass seine Diözese Birobidschan sehr jung und gerade im Aufbau begriffen ist. Die kleine Holzkirche, die wir besuchten, war die erste Kirche, die bei der Gründung der Diözese im Jahre 2002 errichtet worden war. Davor gab es hier keine Kirchen. 200.000 Menschen leben im Jüdischen Autonomen Landkreis, davon sind aber nur 0,9 % Juden. Jährlich siedeln 6.000 Leute aus dem Gebiet ab. Stalin hatte diesen Landkreis in den 1930er Jahren für die jüdische Bevölkerung der Sowjetunion gegründet. In der typisch russischen Holzkirche sahen wir die Ikone vom hl. Arzt Lukas von der Krim, der 1996 als Bekenner heilig gesprochen wurde, vom hl. Nikolaus dem Wundertäter, dessen Ikone auch an der Moskauer Kremlmauer zu sehen ist, des hl. Innozenz und der Gottesmutter von Albazino, die als Patronin des Fernen Ostens verehrt wird. 

Außerdem erklärte uns der Bischof, dass die westliche Darstellung des Letzten Abendmahls in fast jede Ikonostase gefunden hat und dass der Golgothaplatz mit der Kreuzigungsgruppe in der Kirche der Ort für das Totengedenken ist. Wir bestiegen den Glockenturm und es hatten einige von uns die Möglichkeit, die Glocken zu läuten, die nicht wie bei uns schwingen, sondern bei denen der Klöppel angezogen wird, bis er die Glocke zum Klingen bringt.

Weiter ging es mit dem Bus zur Kinderklinik der Diözese, für die wir auch Kinderkleidung, Spielsachen und Süßigkeiten mit hatten. Der Chefarzt der Klinik führte uns durch das Spital und wir sahen die Therapieeinrichtungen, die zur Verbesserung der Motorik und Koordination nach Gehirnerkrankungen dienen. Wir betraten einen Raum, der in sanftem Licht gehalten, besonders die Empfindungen und Stimmungen der Kinder zur Therapie nutzen sollte, und wir kamen in ein Zimmer, in dem Motorik und Sensorik über Computer erfasst, kontrolliert und trainiert werden können. Kabinen mit Massagegeräten zum Muskeltraining und –aufbau standen auch zur Verfügung. Derzeit werden 200 Kinder pro Jahr hier behandelt. Der Bedarf wäre aber mindestens 2,5 mal so hoch. Diese Art von Spital mit ambulanter Behandlung ist das einzige seiner Art im Gebiet von Birobidschan. Mit dem Bus fuhren wir dann zum Sitz des Bischofs und wurden köstlich bewirtet. Als Geschenk der Erzdiözese Wien brachten wir eine Reliquie des hl. Efrem mit, über die sich der Bischof sichtlich freute. Die Atmosphäre war sehr freundschaftlich und alle fühlten sich sehr wohl. Damit wir gut zum Hotel kommen konnten, begleiteten uns Bischof Efrem und einige Seminaristen zu unserem Quartier.

Samstag, 8. August 2015 – 5. Tag

Am nächsten Tag wurden wir pünktlich abgeholt und wenig später waren wir unterwegs zum ersten Programmpunkt des Tages. Etwas außerhalb der Stadt in Razdol´noe besuchten wir ein Frauenkloster, das dem hl. Innozenz von Moskau geweiht ist und in dem derzeit sieben Schwestern wohnen und arbeiten. Wir besichtigten die Klosterkirche, den liebevoll angelegten Blumen- und Gemüsegarten, die Kerzenzieherei, in der Kerzen für den Gottesdienst ausschließlich aus Bienenwachs hergestellt werden, und die Hauskapelle und Bibliothek im Konventgebäude. Um die Schwestern beim Bau der Kirche in der Siedlung Kirga zu unterstützen, erwarben wir fünf Ziegelsteine, die wir mit unseren Namen beschrifteten, je einen für die Pfarren Enzersfeld, Klein-Engersdorf, Stammersdorf, für das Stift Klosterneuburg und das Kloster Maria Roggendorf. Nach einem reichlichen Mittagessen, zu dem uns Bischof Efrem einlud, fuhren wir zur Kirchenbaustelle in Kirga. Hier legten wir mit unseren Ziegelsteinen den Grundstein für die Ikonostase. Gemeinsam sangen wir das Lied „Ein Haus voll Glorie schauet“, während Bischof Efrem die Ziegelsteine an ihren Platz legte. Wir kamen auch noch bei einer anderen Kirchenbaustelle vorbei. Hier wurde gerade alles für ein Gebet vorbereitet, das wöchentlich stattfindet und den Kirchenneubau begleitet. 

Eine Besonderheit, welche die nächste Kirche auszeichnete, waren die Malereien im Kirchenschiff, die Holzschnitzereien an der Tür der Ikonostase und die Leuchtaufschrift „Christus ist auferstanden“, die uns sehr ungewöhnlich für eine Kirche vorkam. Die Kirche ist der hl. Sophia und ihren Töchtern Glaube, Hoffnung, Liebe geweiht. Neben der Kirche war ein Rohbau eines Pfarrheimes, nahe der Kirche war ein Kriegerdenkmal. Vor der Vigil in der Kathedrale hatten wir noch die Möglichkeit, uns am Glockengeläut zu versuchen. Bischof Efrem half fleißig mit. Zu unserer Überraschung erteilte uns Bischof Efrem einen Segen mit dem hl. Öl vor der Ikone des nicht von Menschenhand gemalten Christusbildes. Anschließend an die Liturgie bekamen wir eine Erklärung der Ausstattung der Kathedrale und der Unterkirche, deren Ikonostase aus pastellfarbenen Emaille ist und im Winter für die Gottesdienste genutzt wird, da die Kathedrale zu kalt und schlecht zu heizen ist. 

Bischof Efrem lud uns anschließend wieder zu einem Festmahl ein, bei dem wir nicht nur wieder mit den köstlichsten Speisen von Kaviar über nationale Spezialitäten und herrlichem Tee und Kuchen verwöhnt wurden, sondern mit vorzüglichem Wein auf Bischof Efrem und die bisher sehr gelungene Wallfahrt anstoßen konnten. Dabei bekamen wir die Möglichkeit, unsere Eindrücke und unseren Dank auszudrücken.

Sonntag, 9. August 2015 – 6. Tag

Als wir am nächsten Tag nach Chabarovsk aufbrachen, kam Bischof Efrem noch zum Hotel, um sich von uns zu verabschieden. Auf der dreistündigen Busfahrt bot sich uns eine Landschaft voll grüner Wiesen, Wasser und Birkenwälder. Auch lange Güterzüge konnten wir sehen, die auf der Trasse der Transsibirischen Eisenbahn Waren aller Art transportieren. In Chabarovsk angekommen, bezogen wir unser Quartier, bevor wir zur katholischen Messe in der hiesigen Pfarre aufbrachen. Auch hier wurden wir sehr herzlich vom Pfarrer P. Ivan und zwei Schwestern begrüßt. Obwohl die Messe zum überwiegenden Teil auf Russisch gehalten wurde, konnten wir dem Ablauf gut folgen. 

Wir verabschiedeten uns recht bald nach der heiligen Messe und begaben uns zum Mittagessen in das Lokal „Demokratie“, von wo aus wir mit dem öffentlichen Bus zum Chabarovsker Stadtmuseum fuhren. Hier brachte uns eine sehr engagierte Dame die Geschichte der Stadt und des gesamten Gebietes näher. Die einzelnen Räume von der Gründung bis zu den 1970er Jahren waren sehr liebevoll und detailreich gestaltet und boten einen guten Überblick. Vom Museum machten wir uns zu Fuß auf Richtung Anlegestelle der Ausflugsboote auf dem Amur. Das Schiff wartete bereits auf uns und wir hatten während der einstündigen Bootsfahrt die Möglichkeit, Chabarovsk vom Wasser aus zu betrachten. Gegen Ende machte sich Abendstimmung breit und verlieh dem Tag in der Hauptstadt des Fernen Ostens noch einen besonderen Abschluss. Auf dem Weg ins Quartier testeten wir noch verschiedene Lokale und bekamen somit einen kleinen Einblick in das abendliche Chabarovsk.

Montag, 10. August 2015, 7. Tag

Den nächsten Tag begannen wir mit der Besichtigung der Kathedrale von Chabarovsk, die erst 2004 erbaut wurde. Es eröffnete sich uns ein gewaltiger Kirchenraum mit großer Chorempore und beeindruckender Ikonostase. Die Kathedrale ist dem Fest der Verklärung des Herrn geweiht und enthält reiche Ikonenschätze, die ausschließlich handgemalt sind. Auch die Unterkirche, die für die Wochentagsgottesdienste, Taufen und Totengedenken genutzt wird, ist reich an Ikonen. 252 Stufen stiegen wir zum 90m hohen Glockenturm auf, um das Festgeläute nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Auf dem Rundgang auf dem Turm hatten wir besonders guten Ausblick auf die Stadt, den Zusammenfluss von Ussuri und Amur und konnten die Grenze zu China erahnen. 

Nach dem Abstieg vom Turm wurden wir zum Tee eingeladen, bevor wir gleich ein paar Schritte weiter zum Priesterseminar gingen, wo wir nicht nur die Kapelle, welche die Geschichte des hl. Innozenz von Moskau in Fresken zeigte, den Festsaal, die Lehrsäle der Hochschule, sondern auch die Bibliothek mit ein paar wertvollen Handschriften sahen. Das Priesterseminar bietet Platz für ca. 100 Studenten und wurde erst im Jahr 2005 gegründet. 

Beim Kurzbesuch in der Kirche Mariä Aufnahme in den Himmel tat sich uns ein im marianischen Blau gehaltener hoher Kirchenraum mit wunderschöner Ikonostase auf. 

Im nahegelegenen Souvenirgeschäft erstanden wir Geschenke und Andenken für unsere Familien in Österreich. Bald schon mussten wir aufbrechen, da wir bereits im Frauenkloster außerhalb von Chabarovsk erwartet wurden. Auf der einstündigen Fahrt konnten wir die Weite der Taiga, die Vegetation und vor allem den schier unendlichen Bestand an Birken betrachten. 

Wieder war der Empfang, der uns von den Nonnen bereitet wurde, herzlich. Die Anlage des Peter-und-Paul-Klosters in Petropavlovka bestand aus einem schön gepflegten Areal, in dem die verschiedensten Blumen sehr einladend wirkten, einer Kirche, die gerade im Entstehen ist und deshalb für uns nicht zu besichtigen war, dem Konventgebäude, einem Gästehaus und der Hauptkirche, die den hl. Aposteln Peter und Paul geweiht ist. Wir betrachteten die Ikonen und hörten ihre Entstehungsgeschichten, aber vor allem staunten wir bei den Erzählungen über den Tagesablauf der Schwestern. Der Tag beginnt früh und ist vom Gebet in der Gemeinschaft und in der eigenen Zelle durchzogen. Zusätzlich wird den ganzen Tag von den Schwestern abwechselnd der Psalter gebetet. Außerdem gibt es noch eine große Anzahl an künstlerischen Werkstätten. Ikonenmalerei, Herstellung von Mosaiken, Näharbeiten und Metallprägearbeiten gehören genauso zum Arbeitsfeld der Nonnen wie Imkerei, die Betreuung von Heimkindern in den Ferien. Doch trotz des hohen Arbeitspensums wirkten die Schwestern fröhlich und zufrieden. Dass sie außerdem noch ausgezeichnet kochen können, bewiesen sie uns durch ein köstliches Mittagessen, das wir im Refektorium einnahmen. 

Wir hätten gerne auch noch die Werkstätten besucht, mussten aber schon den Rückweg antreten, auf dem noch die Kirche zum Hl. Serafim von Sarow auf dem Programm stand. Die goldglänzenden Kuppeln und das hohe Kreuz ließen schon von außen erahnen, dass diese Kirche etwas Besonderes ist. Neben der Kirche baute man ein Heim für schwererziehbare Kinder, das gerade fertig gestellt wurde und demnächst bezogen werden kann. Wir betraten das Gebäude durch die Unterkirche, die der hl. Tatjana, der Patronin der Studierenden, geweiht ist, und gingen über die Hauptkirche, in der wir noch den Blumenschmuck vom Gedenktag des hl. Serafim am 1. August bewundern konnten, und den Chor hinauf zum Glockenturm. Im Anschluss wanderten wir noch ein Stück durch die Parkanlage und kamen zu einer kleinen Kapelle, wo der hl. Serafim einigen Menschen mit dem Auftrag, hier eine Kirche zu bauen, erschienen ist. Ein Stück weiter gab es auch noch eine Quelle, deren Wasser heilende Wirkung auf das Gebet des hl. Serafim hin zugesprochen wird. Auch unsere Pilgergruppe durfte Hände und Gesicht waschen und vom Wasser trinken. 

Obwohl es schon dunkel wurde, erwartete uns noch eine gemeinsame Aktivität, nämlich ein, wie schon oft erlebt, liebevoll gedeckter Tisch und ein äußerst schmackhaftes Abendessen. Der Aussichtspunkt am Amur mit herrlichem Blick auf die Altstadt war dann das letzte Highlight des Tages.

Dienstag, 11. August 2015, 8. Tag

Nach einer kurzen Nacht und einem guten Frühstück wurden wir vom Bus zum Flughafen gebracht und konnten pünktlich in Chabarovsk starten. Der Flug verlief ohne Zwischenfälle und nach einer längeren Wartezeit auf den Anschlussflug in Moskau erreichten wir sicher Österreich. Voller Eindrücke von Gebäuden, Landschaften, Sehenswürdigkeiten und Bildern werden uns vor allem aber die Begegnungen mit den Menschen und die überschwängliche Gastfreundschaft der Nonnen in Erinnerung bleiben. Obwohl Kultur und religiöse Gebräuche doch sehr unterschiedlich sind, konnten wir auch viel Gemeinsames entdecken und uns vor allem unserer gemeinsamen Mitte – Jesus Christus – bewusst werden.

„Vergelt´s Gott“ für diese außergewöhnliche Wallfahrt!

Autor: Karin Sponer