07.10.2022

Ein Orden für ehreamtliche Tätigkeit


Karin Sponer mit Kardinal Schönborn, ihrer Familie, Bürgermeister G. Glaser und Gästen

Die Gäste für die Ordensverleihung im Konsistorialsaal (Beratunssaal des Bischofs) mit einem 1938 durchstoßenen Bild

Karin Sponer erhielt am 7.10.2022 für ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit für die Pfarren Enzersfeld und Klein-Engersdorf das Ehrenzeichen des Hl. Stephanus in Bronze. 

Kardinal Christoph Schönborn erinnerte daran, dass die Verleihung der Auszeichnungen für 5 Gläubige aus verschiedenen Pfarren der Erzdiözese, heuer am Rosenkranzfest stattfand. An diesem Tag im Jahr 1938 fand ein Gottesdienst im Stephansdom statt, wo sich sich über 7.000 Jugendliche versammelt hatten. Kardinal Innitzer sprach den Jugendlichen Mut zu. Die Nazionalsozialisten sahen es als Provokation, dass die Jugendlichen ihrem Bischof skandierten "Wir wollen unseren Bischof sehen" und dass Kardinal Innitzer Jesus Christus als ihren "Führer" bezeichnete. Am Tag danach wurde das Erzbischöfliche Palais von der Hitlerjugend gestürmt, der Erzbischof konnte sich auf den Dachstuhl retten, ein Priester wurde schwer verletzt, nachdem ihn die Jugendlichen aus dem Fenster gestürzt hatten. Schon einen Tag später fand auf dem Heldenplatz eine Großkundgebung statt, auf dem gegen Erzbischof und jüdische Bevölkerung gehetzt ("eine Brut") und der Galgen für den Kardinal gefordert wurde. Kardinal Schönborn öffnete für die Gäste des Abends den Konferenzraum, wo eines der Bilder hängt, das die Jugendlichen mit Teppichstangen durchstoßen hatten.

Beim Festakt stellte Kardinal Schönborn mit Freude und sichtbarem Stolz fest, dass es in den über 600 Pfarren der Erzdiözese Wien viele ehrenamtliche Mitarbeiter gibt. Er hob die vielen "freiwilligen ehrenamtlichen Dienste" hervor, die "ein menschliches Klima aufrechterhalten".

Karin Sponer sprach Dankesworte für alle Ausgezeichneten. Sie hob hervor, dass ehreamtliches Engagement bedeutet, die Talente einzusetzen, die man von Gott bekommen hat. Für sie ist es berührend, dass wertgeschätzt wird, was man aus einem Herzanliegen heraus tut.

Laudatio durch P. Sebastian Hacker OSB

Als Pfarrgemeinderat Wilhelm Rohskopf und ich überlegt haben, wie wir das langjährige Engagement von Frau Karin Sponer beschreiben könnten, sind wir auf dieses Wort gestoßen: „Begeisterung“. Wer begeistert ist, kann die Kraft dafür finden, für andere zu sorgen. Das ist ehrenamtliche Arbeit in der Pfarre – die Sorge um andere, dass sie geistliche Nahrung finden, aber auch in sozialer Hinsicht, der Aufbau von Gemeinschaft, die Hilfe in Notlagen. Das Wirken des Heiligen Geistes merken wir in konkreten Menschen, die begeistert sind. Sie strahlen es aus und freuen sich daran. Das ist Zeichen des Wirken des Heiligen Geistes, dass er Frieden und Freude schenkt, nicht Streit und Entzweiung, dass er verbindet, was getrennt ist, dass er Kraft gibt, wo man schwach ist, dass Er Hoffnung schenkt, wo man verzagt. Wer begeistert ist, sucht nicht seine eigene Ehre, sondern die Ehre Gottes. Das Ehrenamt in der Kirche gibt Gott die Ehre und dient dem Heil des Nächsten.

Karin Sponer engagierte sich seit dem 16. Lebensjahr ehrenamtlich in der Pfarre Maria Geburt Enzersfeld im Weinviertel: Vorbereitung der Kommunionskinder, pfarrliche Hilfsprojekte u.a. für Syrien, Kräuterbinden für die Kräutersegnung zu Aufnahme Mariens in den Himmel, Vorbereitung und Betreuung der Andachten und Hl. Messen zu den Festen des Hl. Martin und des Hl. Nikolaus, Krippenandacht am Hl. Abend, Gestalten von Kerzen für den Ehepaarsegen zum Fest der Hll. Heinrich und Kunigunde und der Erstkommunionskerzen, Kinderwortgottesdienste (alle sechs Wochen), Familienmessen und Kinderchor, Sternsingen, Betreuung von Kindern im Pfarrhof am Heiligen Abend, Organisation und Begleitung von Wallfahrten nach Russland, Karnabrunn, Mariazell, Weinviertler Jakobsweg, pfarr- und heimatkundliche Publikation "Bei uns dahoam", Lektorendienst und das Amt einer Pfarrgemeinderätin.
Karin Sponer arbeitete auch mit anderen Pfarren zusammen, nicht nur als Protokollantin der Dekanatssitzungen – zur Visitation war erstmals ein Sekretärinnentreffen in Enzersfeld veranstaltet worden. Sie pflegte genauso den Kontakt mit den Marktgemeinden Enzersfeld, Hagenbrunn und Bisamberg, die zu unseren Pfarren gehörend. Sie wirkte federführend im direkten Sinn bei der Koordination von Terminen in der Gemeinde Enzersfeld mit. Jeder war von ihrem Jahresplan beeindruckt, den sie beim Treffen der Vereine ausbreitete. 
Nach ihren eigenen Worten möchte sie "den Funken der Begeisterung für Jesus, den ich in mir spüre," weitergeben, damit die Pfarre eine frohe, lebendige Gemeinschaft" ist. Ihr Fachgebiet im Pfarrgemeinderat war die Kinder- und Jugendpastoral, die ihr ein ganz besonderes Herzensanliegen ist. Sie unterstützte die Liturgie, vor allem die Kinderliturgie, mit etwa 100 biblischen Erzählfiguren, die sie alle selbst angefertigt hat. Diese ehrenamtlichen Tätigkeiten führte sie neben ihrer ebenso schätzenswerten Tätigkeit als Pfarrsekretärin aus. Zuerst als Jungscharführerin und später als Pfarrverantwortliche für die Jungschar wirkte sie an 27 Jungscharlagern mit 40 bis 70 Teilnehmern zunächst mit und leitete sie später selbst. 

Bei allen ihren Tätigkeiten suchte Karin Sponer immer Mitarbeiter. Sie band viele unterschiedliche Menschen ein, spannte ein Netzwerk der Mission und Nächstenliebe im besten Sinn. Dafür danken wir Dir und freuen uns, dass Kardinal Schönborn den Vorschlag der Pfarrgemeinderäte von Enzersfeld und Klein-Engersdorf aufgegriffen hat, Dir den St.-Stephanus-Orden zu verleihen. Mit Dir sind Gäste gekommen, die Dich immer unterstützten: Deine Familie, Freunde, Vertreter der Pfarrgemeinde und der politischen Gemeinde. Im Ohr klingen die fröhlichen Lieder, die Du mit der Jungschar und Jugend gesungen hast.  „Und ich glaube daran“ ist eine Melodie, die noch mitschwingt und die das Herz froh stimmt, das in Christus verwurzelt ist.