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09.08.2016

Das Gebet ist das Atmen der Seele


Christliche Gemeinde!
Liebe Brüder und Schwestern!

Wir hören heute ein Herzstück des Evangeliums: die Lehre des Gebetes. Für uns ist beten oft etwas Beiläufiges, das man macht, wenn einem danach zumute ist oder wenn es einem nicht gut geht. "Da hilft nur noch beten." Oder so irgendwie. 

Jesus ein Mann des Gebetes. Sein ganzes Leben wird begleitet vom Gebet. Er beruft seine Jünger im Gebet. Er hat in der Nacht vorher durchgebetet. Er geht vor seinem eigenen öffentlichen Auftritt in die Wüste zum Gebet. Er macht gleichsam Exerzitien. Als Er getauft wird, öffnet sich der Himmel und der Himmel spricht: „Das ist mein geliebter Sohn.“ Er wird im Gebet am Berge Tabor verklärt. Moses und Elija kommen zu Ihm. All das geschieht im Gebet.

Und letztlich bereitet Er sich auf den Tod im Gebet vor am Ölberg. Und im Gebet stirbt Er. Interessanterweise betet Er die Psalmen. Er betet den Psalm 22: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Und am Schluss seines Lebens betet er: „Vater in deine Hände lege ich meinen Geist.“ Das ist der Psalm 31, das Nachtgebet des Juden, das auch die Kirche heute noch betet. 

Das Gebet ist gleichsam das Atmen der Seele. Das sollte man sich wirklich einmal überlegen, was das bedeutet. Wenn man nicht mehr atmet, dann erstickt man, dann lebt man nicht mehr. Und Gebet ist das Atmen der Seele.

Wir haben heute gehört: „Sollte nicht der Vater im Himmel den Heiligen Geist, denen geben, die ihn darum bitten.“ Das Gebet ist der Heilige Geist, der in uns betet und wirkt. Und Paulus sagt einmal: „Wenn wir nicht wissen, wie wir beten sollen, dann tritt der Geist Gottes im Gebet für uns ein.“

Als Gott die Welt erschafft, erschafft Er die Materie. Er erschafft das Leben der Tiere. Sie leben ja. Und er sagt: „Gott sah, dass es gut war.“ Und als Er den Menschen erschafft, haucht Er ihn an, gibt ihm Seinen Geist. Und der Mensch wurde zu einem lebendigen Wesen. Was bedeutet das? Hat der Mensch eigentlich zwei Leben? 

Natürlich, er hat das Leben der Natur, das Leben der Tiere, das Leben dieser Welt. Und er hat auch etwas anderes: Er hat ein übernatürliches Leben. Er hat ein geistliches Leben. Das vergessen wir so oft. Wir sind geistliche Menschen. Und dieses geistliche Leben muss auch gelehrt werden, gepflegt werden. Denn dieses geistliche Leben unterscheidet uns ja von den Tieren. 

Wenn ein Mensch auf Gott vergisst, wird er ärger als ein Tier. Dann lebt er nur mehr seine eigenen Triebe und wird immer mehr hinunter gezogen. Was hält denn den Menschen aufrecht? Er zieht ihn nach oben, eigentlich der Blick nach oben, das Gebet, das Wissen, dass er mit diesem Gott zutiefst und zu eng verbunden ist.

Nur der Mensch kann beten. Ein Tier kann nicht beten. Ein Tier lobt Gott durch sein Dasein, wie es geschaffen ist. Aber ein Tier kann sich nicht bewusst Gott zuwenden und sagen: „Du bist mein Vater. Du hast mich erschaffen.“
Und denken wir daran, dass eigentlich die ganze Kultur aus dem Kult herauskommt. Kultus und Kultur haben ein und dieselbe Wurzel. 

Das erste, was den Menschen verändert gleichsam, was den Menschen die Welt gestalten lässt, verändern lässt, das ist die Religion, das ist der Glaube. Und, wenn wir in die Vergangenheit zurückschauen, dass Menschen gelebt haben vor uns, in der Steinzeit usw., erkennen wir daran, dass sie zum Beispiel Grabbeigaben haben, dass sie an ein anderes Leben gedacht haben, ein Leben nach dem Tod. Ein Tier bestattet ein anderes Tier nicht. Kult und Kultur. Wer den Glauben verliert, der verliert auch die Menschlichkeit, wage ich ganz ehrlich zu behaupten. 

Sicher ist die Frage: Werden alle Gebete erhört, wie wir es uns vorstellen? Werden alle Gebete erhört? Da kann man nur sagen: Das wäre furchtbar. Das beginnt schon beim Wetter, wo sich jeder was anderes wünscht, beginnt bei vielen anderen Kleinigkeiten, wo sich jeder das seine und für sich wünscht. Alle Gebete werden nicht erhört, aber wir werden gehört. 

Gott vergisst kein einziges Wort, dass zu Ihm gesprochen wird, aber nicht alles wird nach unseren Wünschen erfüllt. Und Gott ist unser Vater, der uns auch erzieht. Die Grenze Gottes ist einerseits bei der Freiheit des Menschen, die Er dem Menschen lässt, sich zu entscheiden. Aber Gott kann auch Leid und Unglück in Segen verwandeln. Das ist ja der Kernsatz unseres Glaubens, dass das Kreuz in die Auferstehung hineinmündet. Das Gott auch das Übel in dieser Welt in die Erlösung hineinverwandeln kann. 

Und ich glaube, bei all dieser Not, wir werden immer wieder von neuem konfrontiert mit Wahnsinnstaten. Ich denke mir oft: „Was sind das für Menschen, die sich da hineingelebt haben in eine furchtbare Welt des Todes.“ Das ist nicht die Welt des Glaubens. Wenn Jesus sagt: „Ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn eine Schlange gibt, wenn er um einen Fisch bittet oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet?“ dann heißt das genau dies: Unser Gott schenkt nicht diesen Tod und das hat mit Religion nichts zu tun.

Wenn Menschen im Namen der Religion töten oder andere umbringen. Das ist nicht der christliche Glaube. Dann schauen wir auf das Kreuz, wo Christus sich für uns geopfert hat.

Wir haben heute diese großartige Stelle vom Abraham gehört, wie er, wie ein alter echter Jude, mit Gott feilscht. Wie am Marktplatz könnte man sagen: „Und vierzig… und dreißig… und zwanzig….“ Na, bei zehn bleiben wir dann stehen. Und wenigstens diese zehn. Das kommt’s auf jeden einzelnen an. Aber was bewirkt dieses fürbittende Gebet, das für andere da ist? 

Was das fürbittende Gebet bewirkt, sehen wir zutiefst an der Person Jesu Christi, der für uns eingetreten ist und die ganze Welt erlöst hat. Ich glaube, das müssen wir immer wieder sehen: Auch durch das Kreuz hindurch, durch das Leid, mit dem wir auch konfrontiert werden, auch ganz plötzlich, Christus hat für uns gebetet und am Kreuz die Welt mit sich erlöst. Und das Endgültige ist nicht das Kreuz sondern die Auferstehung, als er zu den Jüngern zurückkommt.

Noch ein letztes: Wie sollen wir eigentlich beten? Die Väter sagen: „Es gibt drei Punkte: mit dem Herzen, mit dem Mund und mit dem Leben.“ Mit dem Herzen bereiten wir uns vor. Wir stimmen uns ein, mit wem wir reden. Der Mund begleitet das Gebet. Aber wenn das Herz nicht dabei ist, bleibt es ein reines Plappern. Der Mund begleitet es. Wir beten mit den Lippen aber oft auch stumm. Da hört man das Gebet nicht. Aber das Dritte ist genauso wichtig: Wir beten auch mit dem ganzen Leben, denn das ist die Probe, ob das Gebet echt ist.

Und Jesus spricht zu Menschen, die nicht daran glauben, dass die Gebete erhört werden. Deswegen sagt er so eindringlich: „Ich sage euch: Bittet, dann wird gegeben. Sucht, dann werdet ihr finden. Klopft an, dann wird Gott euch öffnen.“ Die Menschen seiner Zeit haben es genauso wenig geglaubt, wie unsere Zeit. Aber er sagt: „Tut es. Und bleibt treu im Gebet so wie dieser lästige Freund. Seid dieser lästige Freund. Gott will es so haben.“

Amen.
    
Abschrift der Homilie von P. Mag. Bonifaz Tittel OSB
für die Eucharistie feiernde Gemeinde in Breitenlee 
24. Juli 2016 – 17. Sonntag im Jahreskreis LJC 
L1: Gen 18, 20-32
L2: Kol 2, 12-14
Ev: Lk 11, 1-13




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