400 Jahre Zusammenarbeit unter Benediktinern
Fast 100 Mönche, Nonnen und Schwestern trafen sich zu einer Wallfahrt in Mariazell, um das Jubiläum der Österreichischen Benediktinerkongregation zu feiern. Die Kongregation ist eine Kooperation zwischen 14 Benediktinerklöstern in Österreich, die spirituelle, personelle und ökonomische Aspekte beinhaltet: www.benediktiner.at Im Unterschied zu den neueren Orden wie Franziskanern und Jesuiten bleiben die Klöster voneinander unabhängig und selbstständig. Sie sind alle direkt dem Heiligen Vater zugeordnet, “exempt”. Um einen hohen klösterlichen Standard zu gewährleisten, organisieren sie gemeinsam Ausbildungswochen für junge Mönche. Die Abtwahlen werden von Äbten und Mönchen aus jeweils anderen Klöstern geleitet. Das Generalkapitel, das alle drei Jahre stattfindet, beschließt gemeinsame Satzungen, welche nach den Vorgaben der Regel des Heiligen Benedikt das Klosterleben zeitaktuell gestalten: wer hat welche Kompetenzen im Kloster, wie werden Ämter vergeben, wie wird die Aufnahme von Kandidaten geregelt usw. Jedes Kloster wird in bestimmten Abständen von Äbten und Mönchen anderer Klöster "visitiert", d.h. es finden Gespräche über die Situation in den Klöstern statt, um das Zusammenleben gut zu gestalten. Dabei kann jeder seine Meinung frei äußern. Außerdem wird die wirtschaftliche Situation der Klöster regelmäßig geprüft. Die Kongregation wird vom Abtpräses geleitet. Die Äbte der österreichischen Benediktinerklöster treffen einander alle 4 Jahre zum “Äbtekongress”, der Generalversammlung aller Äbte weltweit in Rom. Dort wählen sie den Abtprimas, den Leiter der weltweiten Benediktinerkonföderation.
Abtprimas Jeremias Schröder OSB feierte gemeinsam mit den Österreichern das Jubiläum in Mariazell. Er erzählte in seiner Predigt von den Anfängen der Kongregation, als wegen des Widerstandes des Bischofs von Passau die Kooperation nur auf dem Papier bestand. Erst 50 Jahre nach der Gründung begann eine vertiefte Zusammenarbeit der Klöster, die so in der Gesellschaft und gegenüber dem Staat eine gemeinsame Stimme hatten. Abtprimas Jeremias strich heraus, dass die österreichischen Benediktiner in der Gesellschaft verwurzelt sind und durch ihr vielfältiges Wirken mit den Menschen verbunden sind. Sie zeigen in der Zusammenarbeit mit den Benediktinern weltweit ihre Gastfreundschaft, so wie der Wallfahrtsort Mariazell Völker verbindet. Der Abtprimas berichtete, dass Christen aus China von der Gründungslegende von Mariazell so fasziniert waren, dass sie eine Kopie der Statue der Gottesmutter nach China nehmen wollten: Der hl. Mönch Magnus machte sich 1157 von St. Lambrecht auf den Weg in die Gegend des heutigen Mariazell. Der Weg war durch einen großen Stein versperrt. Er stellte die Statue aus Lindenholz, die er aus seinem Heimatkloster mitgebracht hatte vor den Felsen, der sich spaltete und den Weg freigab. Die Symbolik des gespaltenen Felsens, des zerstörten Hindernisses für den christlichen Glauben, machte die chinesische Regierung skeptisch. Nur mit großem Aufwand konnte die Statue nach China gebracht werden.
Die Wallfahrt nach Mariazell hat nach den Worten des Abtprimas eine dreifache Bedeutung: Die Pilger bringen Dankbarkeit, erhalten Gnade und werden von Schuld und Sünde befreit. Man spürte in der Heiligen Messe mit den gesanglich geübten Mönchen und Nonnen und in der Marienvesper am Gnadenaltar eine gelöste, freudige Atmosphäre, die sich im gemeinsamen Mittagessen im Priorat der Lambrechter Benediktiner fortsetzte. Die Admonter Neupriester P. Josef und P. Petrus spendeten den Primizsegen in der Kirche. In der Führung durch die Schatzkammer der Basilika berichtete Superior P. Michael Staberl von der reichen Geschichte des Wallfahrtsortes anhand der Votivgaben. Das sind Geschenke von Gläubigen an die Kirche von Mariazell, die ihre besondere Dankbarkeit für Gebetserhörungen zum Ausdruck bringen. Besonders wertvoll ist die Weihegabe des ungarischen Königs aus französischen Hause Ludwig im 14. Jh., ein Marienbild. Er schenkte es der Basilika nach einem Sieg über die Türken, was im gotischen Tympanon (Eingangsportalrelief) dargestellt ist. Als im Jahr 1825 ein Brand Mariazell schwer zusetzte, wurde das Dach der Basilika nicht gelöscht, das Wasser beschwerte nicht die Balken. So brannten sie schnell ab und das barocke Gewölbe, das die gotischen Grundmauern zierte, blieb erhalten - im Unterschied zum Brand der Kathedrale Notre-Dame de Paris, wo aufgrund der wasserschweren Balken Teile des Gewölbes einstürtzen. P. Michael hat einen Sinn für diese baulichen Details, weil er selbst aktiver Feuerwehrmann ist.
