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30.09.2015

"Ich war von der großen Anzahl junger Chorherren beeindruckt"


Interview mit dem Chorherrn und Priester Sebastian Schmölz Can.reg., geführt am 11. August 2015 von Wilhelm Rohskopf 

W.R.: Herr Sebastian, Sie gehören dem Orden der Augustiner Chorherren an, der im Stift Klosterneuburg beheimatet ist. Sie sind Kaplan in der Pfarre Langenzersdorf und haben schon oft in unserer Pfarrkirche ausgeholfen, wofür wir Ihnen sehr dankbar sind. Das Jahr 2015 wurde vom Papst zum Jahr der Orden ausgerufen und wir möchten gerne einiges über Ihren Orden erfahren. Wer sind die Augustiner Chorherren?

H.Sebastian: Die Augustiner Chorherren bilden den ältesten Orden der römisch-katholischen Kirche. Wir sind ein Priesterorden, gegründet vom Heiligen Augustinus. 

Als Augustinus in Mailand war, besuchte er Eusebius von Vercelli. Bei ihm lernte Augustinus das gemeinsame Leben der Priester mit ihrem Bischof kennen. Dieser Gedanke hat ihm sehr gefallen und verwies ihn auf Jesus selbst, der mit seinen Aposteln in Gemeinschaft lebte. Er brachte diesen Gedanken in seine Stadt Hippolith im heutigen Algerien, wo er Priester um sich sammelte und eine Regel verfasste. Nach dieser Regel leben wir Augustiner Chorherren heute noch. 

Die Regel ist im Vergleich zur Benediktinerregel relativ kurz und prägnant. Das Ziel der Gemeinschaft ist, Gott zu loben. Übrigens benützen viele Orden die Augustinusregel, weil sie mit so grosser Menschenkenntnis das Zusammenleben regelt - zum Beispiel Augustiner-Eremiten, Dominikaner, Prämonstratenser-Chorherren. Die Gemeinschaft formiert sich beim gemeinsamen Gebet und in der Tischgemeinschaft. Die Aufgabe der Chorherren ist seit dem Hl. Augustinus die Seelsorge.

Seit seiner Gründung im Jahr 1114 betreut das Stift Klosterneuburg Pfarren, heute sind es derer 28. Dem Stift gehören 51 Mitbrüder an, davon 36 Priester mit ewigen Gelübden, 13 Kleriker mit einfachen Gelübden (auf drei Jahre) und zwei Novizen. 

W.R.: Die Augustiner Chorherren sind, wie Sie sagen, eine Priestergemeinschaft, d.h., sie sind im Gegensatz zu den Benediktinern keine Mönche und sie haben auch keine Fratres, Laienbrüder. Das Stift Klosterneuburg betreibt aber eine Reihe von wirtschaftlichen Betrieben, wie z.B. den berühmten Klosterneuburger Stiftskeller. Werden diese von Nicht-Ordensangehörigen betreut und welche Betriebe können Sie nennen?

H.Sebastian: Der Ursprung der Chorherren liegt in den Domkapiteln (Priester im Umfeld des Bischofs), ist also nicht klösterlich. Die verschiedenen Wirtschaftsbetriebe des Stiftes leitet der Kämmerer, ein vom Konvent beauftragter Priester, zusammen mit dem Wirtschaftsdirektor, der selbst nicht dem Orden angehört. 

Die Wirtschaftsbetriebe umfassen etwa 250 Angestellte. Dazu gehören eine hauseigene Schneiderei und Näherei, Bibliothekar, Archivar, sowie Installateur, Schlosser, Elektriker, Küchenpersonal, bis hin zu Mitarbeitern der Gärtnerei. Erwähnenswert ist auch die Immobilienverwaltung sowie das Weingut.

W.R.: Augustiner Chorherren werden nicht mit „Pater“ sondern mit „Herr“ angesprochen und nach dem Namen folgt die Bezeichnung Can.reg. Als sichtbares Zeichen tragen sie ein schmales weißes Band über dem Talar. Welche Bewandtnis hat es damit?

H.Sebastian: In unserer Kirche gibt es viele Orden und jeder Orden ist ein bisschen anders. Das ist sichtbar an der Ordenstracht und auch am Ordenskürzel, das nach dem Namen geschrieben wird. 

Das schmale weiße Band, genannt Sarocium - abgeleitet vom lat. Sacrum rochetum - gehört zum Ordenskleid der Augustiner Chorherren. Es stammt von einem Privileg etwa aus dem elften Jahrhundert, den ganzen Tag das Rochett zu tragen. Aus dem Rochett hat sich aus praktischen Gründen im Lauf der Zeit das Band herausgebildet. Das Kürzel nach dem Namen Can.reg.  - Canonicus regularis, d.h. regulierter Chorherr - stellt den Zusammenhang mit der Ordensregel her. Die Anrede „Herr“ ergibt sich aus der Bezeichnung „Chorherr“. 

W.R.: Jetzt noch eine persönliche Frage: Wie sind Sie selbst zum Orden der Augustiner Chorherren gekommen?

H.Sebastian: Schon seit frühster Kindheit wollte ich Priester werden, vor allem Pfarrer. Ich war auf der Suche nach einer geistlichen Gemeinschaft, die Pfarrseelsorge und Gemeinschaftsleben vereint. Als ich das Stift Klosterneuburg erstmals besuchte, war ich sehr von der grossen Anzahl junger Chorherren beeindruckt. Bei uns ist es das nicht so, wie man sich das landläufig vorstellt, als altes Kloster, bewohnt von greisen Insassen. Das schien mir damals wie heute als gutes Zeichen. Die Regel des Heiligen Augustinus ist für mich ideal, um Seelsorge und Gemeinschaft zu vereinen.

W.R.: H.Sebastian, ich danke für das Gespräch. 

Persönliche Daten:

H. Sebastian Christoph Schmölz Can. Reg.

Geb. 1984 in Wien

Eintritt ins Stift Klosterneuburg 2006

Ewige Profess 2010

Priesterweihe 2013

Derzeit Kaplan in Langenzersdorf St. Katharina und Dirnelwiese St. Josef

Dekanatsjugendseelsorger

Feuerwehrkurat




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