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09.12.2016

Der katholische Priester Hanna Ghoneim berichtet von der Syrienhilfe


Der ungerechte Krieg in Syrien

Liebe Freunde,

nach langer Unterbrechung schreibe ich Euch wieder. Einer der Gründe, warum ich schon lange keinen Rundbrief mehr geschrieben habe, war die mühsame und sehr dringende Arbeit an der Errichtung der Stiftung „Korbgemeinschaft-Hilfe für Syrien“. Darüber möchte ich Euch später in einem eigenen Brief genauer informieren.

Schon sehr lange dauert der Krieg nun in Syrien. Wir rücken an das siebte Jahr heran. Die Sorge über weitere Eskalationen ist immer noch präsent. Die Menschen, die dort noch leben, sind total zermürbt. Nach diesen langen Jahren eines Lebens wie in einem bösen Albtraum muss ich sagen: WAS SYRIEN UND DER BEVÖLKERUNG DORT PASSIERT, IST UNGERECHT. Diese Ungerechtigkeit entstammt zum Großteil den Interessen der Großmächte in ihrer Außen- und Weltpolitik, woran auch Europa beteiligt ist. Die internen Probleme des Landes seien nicht verschwiegen. Sie sind aber nicht unbedingt das, was die westlichen Medien als solche bloßstellen und anklagen wollen.

Der syrische Bürger lebte bis zum Ausbruch des Krieges in relativ gesicherten Verhältnissen; es gab natürlich auch damals Armut. Jedoch: Brot war für alle erhältlich, die Schule war gratis und die allgemeine Bildung relativ gut; die medizinische Behandlung war gratis, viele Ärzte waren qualifiziert, der Staat konnte im Bereich Gesundheitswesen noch viele Dienste leisten. Die Aussichten auf besseres Leben waren sehr gut. Das Land hat viele Fortschritte in vielen Sektoren in der Wirtschaft gemacht, vor allem in der Industrie und im Tourismus.

Ohne in eine politische Diskussion eintreten zu wollen, möchte ich doch ein paar Dinge aufzeigen:

Es stimmt, Syrien war/ist nicht unbedingt ein Staat, der den Vorstellungen westlicher Demokratie und Menschenrechte entspricht, die auch im Westen zunehmend mehr zu Worthülsen werden und zu anderen Formen moderner Diktatur - einer 'political correctness'. Auch hier gilt es, wachsam zu sein. Man vergesse nicht die bewusst falschen Darstellungen in der westlichen Presse in der Zeit des zweiten Irakkrieges, um westliche Kriegsinteressen dort zu decken. 

In den Diskussionen um die Friedensbemühungen hätte auch die syrische Öffentlichkeit das Recht, gehört zu werden, nicht nur vom Westen bevorzugte Gruppen. So geschieht dauernde Einflussnahme von außen bis hin zu Waffenlieferungen ausländischer Mächte über Drittländer, zu denen Bündnispartner der NATO und den Vereinigten Staaten gehören. Diese Konflikte sind von außen nach Syrien hineingetragen worden. 

Seit beinahe sechs Jahren wachsen die bedrohlichen Ausnahmen beständig. Das Land, sein Volk und sein Kulturerbe sind zum Teil nur mehr Ruinenfelder. Wo bleibt hier das Recht des syrischen Volkes??!!!!

Heute könnte der Beobachter sagen: es wird den Menschen in Syrien das Leben geraubt, das Brot wird ihnen entzogen, sie haben kaum Möglichkeit für eine gute Ausbildung, die medizinische Versorgung hat sich dramatisch verschlechtert; oft fehlt sie ganz.

In diesem Jahr war ich viermal in Syrien. Unsere Stiftung Korbgemeinschaft unterstützt arme Familien, Schulen, Krankenhäuser, Sozialzentren und Pfarreien. Ich habe die Not mit meinen eigenen Augen gesehen und „angefasst“ – dieses Land ist ja meine Heimat.

Die Schulen auf dem Lande sind sehr benachteiligt. Sie bekommen keine staatliche Subvention mehr für Reparaturen und Materialien, wenn überhaupt dann sehr geringfügig. Der Staat kann kaum noch die Gehälter der Lehrkräfte bezahlen; zusätzlich „frisst“ die Inflation die Gehälter. Die Verarmung ist überall zu spüren. Die Schüler müssen mittlerweile sogar die Kopien bezahlen, die sie bei der Prüfung verwenden. Wenn etwas in der Schule repariert werden muss (Tür, Fenster, Sanitäranlage), dann müssen die Schüler Spenden von ihren Eltern sammeln, wobei die Eltern selbst kaum mehr Mittel haben, um die eigenen Familien zu versorgen. Die Armut schleicht sich mittlerweile in jeden Haushalt ein.

Die Krankenhäuser sind kaum noch im Stande, das notwendige Material für Operationen zu gewährleisten. Wenn jemand operiert werden muss, dann hat er selbst zuerst die Mittel zu besorgen, und erst dann kann die Operation durchgeführt werden. Hier gewinnt der schwarze Markt an Konjunktur. Die Menschen, die sich die Kosten nicht leisten können, müssen manchmal mit dem Tod bezahlen.

Operationen kosten heute somit ein Vermögen, wobei der Staat früher diesen Dienst gratis geleistet hat. Dasselbe gilt für Medikamente. Wenn jemand in einer Familie an Krebs erkrankt, was unter den gegebenen Umständen leider häufiger vorkommt, dann ist das Leben der ganzen Familie total umgeworfen bis dahin, dass sie das Auto oder die eigene Wohnung verkaufen muss, um die Operationskosten und die Chemotherapie bezahlen zu können. Solche Fälle unterstützen die meisten Hilfsorganisationen nicht mit der Begründung, dass diese Erkrankung eh fatal endet; Zynismus? Für die Betroffenen ein blankes Todesurteil. Früher deckte das staatliche Gesundheitssystem das Meiste ab; heute nicht mehr, da das UNGERECHTE EMBARGO GEGEN SYRIEN mittlerweile zu einer Henkerschlinge geworden ist. Der Staat kann nichts importieren und nichts exportieren.

Die Energiekosten sind explosionsartig angestiegen, obwohl Syrien ein Erdölproduzent ist. Die Ölfelder sind durch den ISIS und die sogenannte militärische Opposition besetzt, manche sogar unbrauchbar gemacht worden. Die Rebellen verkaufen das syrische Erdöl sehr billig an die Türkei und die Türkei verkauft es weiter. Das ist Raub dessen, was dem syrischen Volk gehört.

Der Staat muss Erdöl vom Ausland per Devisen kaufen. Das ist eine schreiende Ungerechtigkeit, in der wir heute leben.

Die Menschen in Syrien können nicht mehr nur von eigenen Mitteln leben. Die syrische Regierung hat derzeit nur ein Anliegen: den Terrorismus zu bekämpfen, der alle vorhandenen Mittel verschlingt. Die Leidtragenden sind die Menschen im Land und diese liegen am Boden.

Die Syrer hoffen heute auf Samariter, die die vielen Wunden in Syrien balsamieren. Wer könnte das tun? Die große Hoffnung ist Christus, der einst seinen Jüngern gesagt hat: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Mk 6,37) Dieser Ruf Jesu gilt auch uns heute, obwohl wir oft meinen, wir hätten nichts in der Hand. Doch wir haben viel und wir können unheimlich viel tun, wenn wir Jesus in unser Leben aufnehmen und ernst nehmen als Heiland und Erlöser, wie der Apostel Paulus ruft: „Die Liebe Christi drängt uns!“ (2Kor. 5, 14). 

Die Menschen in Syrien brauchen die notwendigen materiellen Mittel, um zu überleben. Obwohl sich alles zehnfach verteuert hat, kostet ein Kilo Brot umgerechnet etwa 10 Cent. Die Monatsmiete für eine durchschnittliche Wohnung kostet derzeit höchstens 100 Euro. Mit 50 Euro kann sich eine Familie einen Monat lang ernähren. Die hohen Kosten liegen bei der ärztlichen Behandlung, Medikamenten, Energie und Transport. Der Arbeitsmarkt in den Städten wie auch auf dem Lande die Landwirtschaft, sind wegen dem Krieg fast ganz zusammengebrochen; Aussaat und Ernte dieses Jahres sind in weiten Teilen des Landes völlig ausgefallen.

Unsere Korbgemeinschaft versucht, jeder unmittelbaren Not in Syrien zu begegnen. Wir verlassen uns auf die Anteilnahme und Mitarbeit aller Freunde, sowohl in Syrien als auch in Europa. Wir sammeln in Europa finanzielle, materielle und ideelle Hilfe und leiten diese direkt nach Syrien zu verantwortlich arbeitenden Freunden weiter. Diese Menschen vor Ort sorgen für die Verteilung der gesammelten Güter an die Hilfsbedürftigen. Wir konnten dank Eurer Hilfe und der vielen tatkräftigen Helfer viele Menschen aus der bitteren Not retten. 

Bitte helft uns weiterhin! 

Jeder Euro hat dort drei- und vierfachen Wert an Kaufkraft und ideellen Wert der ausgestreckten solidarischen Hand von Brüdern und Schwestern. Durch Eure Hände erfahren wir die Barmherzigkeit Gottes und die Gegenwart Christi.

Wir dürfen so armen und verarmten Familien in Damaskus und Hauran, Aleppo und Homs die Mittel für den Lebensunterhalt an die Hand geben, und ihnen ein einigermaßen erträgliches und würdevolles Leben ermöglichen. Wir unterstützen Studenten und Schüler, damit sie nicht gezwungen werden, ihre Ausbildung wegen materieller Not abzubrechen (derzeit haben wir in Damaskus rund 100 Studenten). Wir schicken auch Container mit Hilfsgütern vor allem Bekleidung, Schulmaterial, Kinderspielzeuge, Haushaltsbedarf u.a. Zugleich wird versucht, beschädigte Schulen neu in Stand zu setzen. Wir halten Kontakt zu Priestern und Ordensschwestern in vielen Pfarreien, die die Lage vor Ort kennen und direkte Kanäle zu vielen Familien sind.

Die Zeit vor Weihnachten ist eine Gnadenzeit. Viele Menschen möchten sicher gerne helfen, damit die Christen in Syrien bleiben können. Das ist eine Gnade für die Kirche und die Menschen in Syrien. Bitte sucht sie mit uns! 

Versuchen wir Menschen zu bewegen durch Aktionen wie Benefizkonzerte, Flohmärkte, Geburtstags- und Jubiläumsfeiern, Weihnachtsmärkte, Vorträge u. ä. Es gibt so viele Ideen, die Menschen in Syrien retten können, die den Kindern Freude bereiten können.

Wir sind zuversichtlich, dass Jesus uns das Licht des Friedens und der Gerechtigkeit bringt durch sein Kommen, das die ganze Welt heute erwartet.
Ich wünsche Euch noch eine besinnliche und gnadenreiche Adventzeit und eine gute Vorbereitung auf das Kommen des Herrn.

In der Liebe Christi verbunden
Euer Hanna Ghoneim

Wien, 9.12.2016

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Verwendungszweck: 58159 Ghoneim/Syrien
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BIC: GIBAATWWXXX
Korbgemeinschaft - Hilfe für Syrien
Pramergasse 9
1090 Wien
Österreich
Tel: 0043 (0)1/3103843-904
Email: office@korbgemeinschaft.at

P. Hanna Ghoneim hat schon mehrmals in Schottenpfarren ausgeholfen, 2016 fand ein Benefizkonzert in Enzersfeld statt.




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