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26.07.2015

"Die Religionen sind nicht gleich"


Dieser Glaube ist unüberbietbar. 
Das Leben besteht darin, dass wir unser Herz öffnen und diesen lebendigen persönlichen Gott, der uns berufen hat, jeden beim Namen berufen hat, in unser Leben eintreten lassen und darin wirken lassen.

Christliche Gemeinde!
Liebe Brüder und Schwestern!

Wenn Sie die heutige Kronenzeitung aufgeschlagen haben, dann werden Sie doppelseitig ein Buch des Dalai Lama vorgestellt bekommen, wo er, der scheinbar sehr beliebt ist, vorschlägt die Religionen abzuschaffen und nur eine Ethik zu vertreten, nach dem Motto: „Religionen sind gewalttätig“ und Religionen verursachen Gewalt und Kriege, Verfolgungen, währenddessen das Gute jedem Menschen angeboren ist, so wie er zu handeln hat. Ich möchte das einmal ganz heftig bezweifeln.

Natürlich können Religionen gewalttätig sein. Und viele Menschen haben Angst vor dem Islamischen Staat, was hier im Namen einer Religion getan wird. Und natürlich fehlt es auf fruchtbaren Boden, weil es auch dann gegen die Kirche geht. Man kann sagen: „Ja, was ist in der Kirche alles Böses gewesen.“ Aber, ich möchte genauso bezweifeln, dass das Gute im Menschen von Natur aus angelegt ist. 

Stimmt das wirklich, dass der Mensch von Natur aus gut ist und dass er das Gute kennt und das Gute tun will? Genügt eine Ethik für das normale Leben? Ist es im Leben oft nicht so, dass gerade der, der sich um das Gute bemüht, in dieser Welt zu kurz kommt, dass eben dieser ein Opfer bringt? Warum soll er das bringen? Wäres es nicht eher so, dass man schaut, auf seine eigenen Kosten zu kommen, auch auf Kosten der Anderen? 

Und Religionen sind nicht gleich. Jede Religion ist verschieden. Man kann das eben nicht in einen Topf werfen, die Religion Islam, Judentum, Buddhismus, alles das, was hier unter Religion angeboten wird. Es gibt ein Denken des Menschen: da oben die Götter. Die Antike kannte das schon. Der Neid der Götter. Das blinde Schicksal, alles das Ungerechte, was es auf der Welt gibt, die Frage, die immer die Menschen bewegt: Warum gibt es Leid in der Welt? Wie kann ein guter Gott das Leid zulassen?

Das Christentum gibt hier keine Erklärungen. Jesus Christus hat die Welt nicht erklärt. Er hat einfach das Leben gelebt im Namen Gottes des Vaters. Und das Alte Testament, die 10 Gebote, auf die wir uns berufen, beginnen mit diesen drei Geboten. „Ich bin der Herr dein Gott. Ich habe dich aus Ägypten herausgeführt. Ich begleite dich. Ich lasse dich nicht im Stich.“ 

Man muss sich das einmal anschauen, wie ausführlich im Alten Testament diese drei Gebote beschrieben werden, wie lange sich Gott eigentlich vorstellt. Und dann folgt ganz kurz, jeweils mit einem einzigen Satz lapidar: „Wenn du leben willst, wenn du dein Leben meistern willst, dann befolge dieses: ‚Ehre Vater und Mutter. ‘ ‚Morde nicht.‘ ‚Halte die Ehe.‘ Usw. 

Der Glaube an den einen Gott, der unser Vater ist, bringt die Grundlage, und das verändert das Leben. Jeder Mensch glaubt an irgendetwas. Jeder Mensch. Die Frage ist nur, woran wir glauben. Und gerade das 20. Jahrhundert hat bewiesen, dass nicht die Religionen der Ursprung der Gewalt sind. War der Kommunismus eine Religion? War der Nationalismus eine Religion? Der Ost-West-Konflikt, die Atombomben, waren das religiöse Vorstellungen? Nein. Das waren ganz andere Vorstellungen.

Und wenn Jesus Christus heute diese Speisung der 5.000 initiiert, dann weist er darauf hin, auf das letzte Geheimnis unseres Glaubens: auf die Eucharistie, die wir jeden Tag und jeden Sonntag immer wieder begehen, das eigentliche Geheimnis, wer Gott für uns ist. Und im Zentrum dieses Glaubens steht eben dieses Wort, wenn der Priester das Brot empor hebt und sagt: „Das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird.“ Den Kelch: „Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird.“ Das ist das letzte Wesen Gottes für uns, dass ER für uns hier ist, dass er für uns bereit ist bis in den Tod zu gehen. 

Und dieser Glaube ist unüberbietbar. Das ist nicht der reine Gehorsamsglaube. Ich muss glauben, weil Gott mächtig ist, weil er mir Böses tun kann, sondern ich glaube an Jesus Christus, der mich geliebt und sich für mich bis in den Tod hineingegeben hat. Das ist eigentlich unser christlicher Glaube. Und dieser Glaube hat die Welt überwunden. Dieser Glaube kann nicht sterben.

Freilich, dass der Glaube angenommen wird, dafür braucht es die persönliche Überzeugung. Man kann zum Glauben nicht überreden oder ihn den Leuten aufzwingen. Man kann die Leute nicht zwangstaufen. Sondern jeder glaubt oder er glaubt eben nicht und er praktiziert oder er praktiziert eben nicht. Und der Glaube braucht die Praxis. Er braucht die Praxis auch am Sonntag in die Kirche zu gehen. Er braucht die Praxis, sich mit dem Wort Gottes auseinander zu setzen, sonst verkümmert dieser Glaube.

Wenn ich mir nicht täglich die Zähne putze, werde ich das bald merken, dass die Zähne faulig werden, dass ich Karies bekomme. Das ist bald zu merken. Aber wenn die Seele verkümmert und abstirbt, dann merke ich das so bald nicht. Dann lebe ich halt dahin und es wird immer weniger und weniger, bis es dann eben nichts mehr ist. Der Glaube braucht auch das persönliche Bemühen, sich auch persönlich zu überwinden zum Glauben hin, dass ich mich eben hinsetze, dass ich bereit bin, auf diesen Gott zu hören. Und dann wird das Leben fruchtbar.

Das Leben besteht nicht in Diskussionen und Auseinandersetzungen: welche Religion besser ist. Sondern das Leben besteht darin, dass wir unser Herz öffnen und diesen lebendigen persönlichen Gott, der uns berufen hat, jeden beim Namen berufen hat, in unser Leben eintreten lassen und darin wirken lassen.

Amen.



Abschrift der Homilie von Pfarrer P. Bonifaz Tittel OSB
für die Eucharistie Gemeinde in Breitenlee 
26. Juli 2015 –  17. Sonntag i. JK LJB 
L1: 2 Kön 4, 42-44
L2: Eph 4, 1-6
Ev: Joh 6, 1-15




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