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01.06.2015

"...eingehüllt von der Persönlichkeit Gottes"


„Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir Gott allmächtiger Vater in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre.“
Wir leben durch ihn und mit ihm in ihm, das ist der Glaube.

Liebe Brüder und Schwestern!

Wenn wir jemandem etwas mitteilen wollen, dann tun wir das weitgehend in Bildern. Bilder umgeben uns im ganzen Alltag. Wenn wir auf die Ampel schauen, sehen wir auf die Ampel schauen, dann sehen wir Bilder. Eine Person die steht oder eine Person, die geht. Seit einigen Wochen sind Pärchen, Ampel-Pärchen. Da wird unterschwellig eine Botschaft vermittelt, dass eigentlich alles gleichgültig ist und alles gleichwertig ist. Aber normalerweise ist die Botschaft eindeutig. Es wird mit dem Bild etwas ausgedrückt.

Wir können auch als denkende Menschen abstrahieren. Wir können Bilder verallgemeinern. Wenn ich sage „ein Haus“ kann ich mir den Gutshof vorstellen in Breitenlee, aber ich kann auch den Begriff „Haus“ allgemein denken. Die größte Abstraktion übrigens ist die Null. Eines der größten Leistungen überhaupt des menschlichen Hirnes, dass man etwas bezeichnet, was es nicht gibt. Und heute die Computer, 1 und 0, damit wird die ganze Geschichte aufgerollt, eine großartige Leistung, wie der Mensch abstrahieren kann.

Und genau hier kommen wir zum Problem, wenn wir von Gott sprechen. Wenn wir von Gott sprechen, so haben wir oft im Hintergrund ein Bild. Und wir haben es auch gerne dargestellt. Wir haben ja da oben den lieben Gott (zeigt Richtung Hochaltar nach oben) ganz oben, wie er sicher nicht ist. Und das Weltall ist auch keine blaue Kugel. Das ist ja völlig einsichtig.

Aber so ein bisserl im Hintergrund ist das Bild schon: Der Gott Vater ist der Mann, der alte Mann mit dem weißen Bart. Völliger Unsinn. Wir müssen uns daran halten, was Gott selber gesagt hat in den 10 Geboten: „Du sollst dir kein Bild von mir machen.“ Das Bildergebot gilt ganz genauso für uns wie es für die Juden gilt, natürlich auch für den Islam. Wir sehen es ja heute, in diesen Tagen, wie das praktiziert wird, auf ganz furchtbare Art und Weise zum Teil. „Du sollst dir von Gott kein Bild machen.“

Warum? Weil alle diese Bilder, die wir haben, aus unserem Erfahrungsschatz kommen. Wir sind Menschen, eingebunden in Raum und Zeit, in unsere Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens machen, gute, schlechte. Wir denken oft auch gerne in Bildern. Alles das hilft uns die Welt quasi zu begreifen.

Das Wort „begreifen“ kommt ja davon, dass ich das abtasten kann, es mir verinnerlichen. Aber bei Gott stehen wir völlig daneben, denn wir haben von Gott keine Vorstellung in dem Sinn. Er ist der völlig andere. Das müssen wir uns immer, immer, immer wieder sagen. Gott ist der völlig andere. Er ist der Schöpfer über dieser Welt und zugleich in dieser Welt. Er ist das innerste Leben in der Welt, aber die Welt ist nicht Gott. Er steht immer der Welt auch gegenüber. Er ist und bleibt der Andere. Und wir dürfen Gott auch nicht vermenschlichen.

Ich denke mir das oft, wenn Leute so sagen: „Ja mit dem Gott, Himmelvater, ich mach mir das dann schon aus, wenn die Stunde gekommen ist. Wir werden uns schon irgendwie einigen.“ Gott bleibt der Herr. Er bleibt der ganz andere und auch oft der Unverständliche.

Wenn wir Menschen sagen: „Ja wie kann Gott das zulassen?“ weil wir es einfach nicht verstehen. Was verstehen wir denn von der Welt? Ganz klein wenig können wir nachempfinden wie die Welt aufgebaut ist. Das sind alles Denkmodelle, die funktionieren bis das Gegenteil bewiesen ist. Was wissen wir eigentlich? Ganz wenig.

Gott bleibt immer letztlich der Andere, der Unverständliche. Auch das müssen wir sagen. Wir können Gott nicht verspüren. Wir können etwas nachspüren, was uns geoffenbart wurde.

Im ersten Gebet, und es zahlt sich aus, sich diese Gebete wirklich zu verinnerlichen: „Allmächtiger Gott du hast dein Wort Jesus Christus und deinen Geist in die Welt gesandt, um uns Menschen das Geheimnis Gottes zu offenbaren.“ Wir würden von Gott nix wissen, wenn uns Jesus Christus nicht diese Offenbarung gebracht hätte.

Viele Religionen haben Vorstellungen von Gott. Und vielfach, gerade die Religionen der Alten Zeit, die Römer, Griechen, waren das ins Unendliche projizierte Menschen. Denken wir da: der Zeus, der Ehebrecher, der Eifersüchtige und und und. Das waren mit allen Fehlern ins Unendliche projizierte Menschen.

Das ist Gott nicht. Sondern Jesus Christus hat uns gesagt, dass Gott, über jegliches menschliche Verstehen hinaus, unser Vater ist. Und das ist wieder eine Beziehung. Er drückt nicht damit aus, dass er wie ein Vater ist zu uns, sondern dass er sich wie ein Vater verhält.

Ich habe einmal vor dreißig Jahren einen Hebräisch-Unterricht im Schottengymnasium angeboten, einen Freikurs, und wir haben einen jüdischen Religionslehrer gehabt - Mendel Moskowitsch hat er geheißen. Wir haben uns gut verstanden. Und da war gerade die Diskussion: Feminismus in der Theologie usw. Ist Gott Mann oder Frau. Da sagt er: „Wenn man einen Juden fragen würde, ist Gott Mann oder Frau, würde er sagen: ‚Bist du meschugge. Gott ist reiner Geist. ‘“

Gott ist reiner Geist. Das müssen wir uns immer wieder vor Augen halten, dass uns nicht diese Bilder sich da hinein schleichen ins Unterbewusste, die wir so gerne haben. Gott ist mehr als der beste menschliche Vater, wenn Jesus sagt: „Er zählt jeden Tag alle Haare auf unserem Kopf“, dann heißt das, was ein Mensch nicht tun könnte, das tut Gott an uns und bei uns und für uns.

Gott ist auch kein statisches Bild wie wir es hier sehen. Wir können Bilder ja auch nur statisch darstellen, sondern Gott ist Bewegung. Letzten Sonntag haben wir uns darüber Gedanken gemacht, dass der Heilige Geist eigentlich pure Energie ist, der Herr und Lebensspender. Der Glaube ist Bewegung. Wir gehen zu Gott, dem reinen Geist, dem Vater, der wie ein Vater zu uns ist, durch Jesus Christus, im Heiligen Geist. Wir könnten nicht hier jetzt den Glauben bekennen, würde jetzt nicht jetzt gegenwärtig der Heilige Geist in uns sein und wirken. Wenn wir zum Beispiel beten, betet der Heilige Geist in uns. Wir sind mitten hineingenommen in diese Dreifaltigkeit.

Letztlich sind diese Begriffe: Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit usw. Versuche etwas auszudrücken, was wir eigentlich gar nicht sagen können. Aber der Begriff einer Person zum Beispiel, „ein Gott in drei Personen“, der ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern das ist der Versuch, klar zu machen, was eine Person ist und zwar anhand der christlichen Theologie.

Wenn wir heute von Menschenwürde reden, von der der Personenwürde, können wir nur deswegen reden, weil im dritten, vierten Jahrhundert sich die Kirchenväter Gedanken gemacht haben: Was ist eine Person. Im Altertum war zum Beispiel nicht jeder Mensch eine Person. Der Sklave war eine Sache. Er war keine Person.

Die Personenwürde beruht nur auf dem christlichen Glauben.

Das müssen wir uns einmal ins Hirn zurückrufen. Was hat das Christentum verändert: die Würde der Person zum Beispiel. Die Person, die selbstständig für sich ist, die selbstverantwortlich ist, aber doch wieder nur in Beziehung mit anderen leben kann. Das ist die Person.

Und dass dieses große Geheimnis für uns persönlich zugänglich wird, das ist Weg des Glaubens. Ich kann nur glauben, dass ein Gott ist. Das ist in Ordnung. Auch der Teufel weiß, dass es einen Gott gibt. Aber, was er für mich ist und wie ich zu ihm in Beziehung trete, das ist der Weg des Glaubens, den wir immer wieder erneuern müssen.

Am Ende des Kanons hebt der Priester die heiligen Gaben in die Höhe, Jesus Christus, der jetzt gegenwärtig ist. Und dann sagt er: „Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir Gott, allmächtiger Vater, in der Einheit des Heiligen Geistes alle Herrlichkeit und Ehre.“ Wir leben durch ihn und mit ihm in ihm, das ist der Glaube. Wir sind ganz eingehüllt von dieser Gegenwart, von dieser Persönlichkeit Gottes.

Noch einmal: Verstandesmäßig werden wir das nie begreifen, auch nicht in der Ewigkeit, auch nicht in der Ewigkeit. Gregor von Nyssa sagt einmal ein großartiges Bild. Er sagt: „Gott ist ein unendlicher Abgrund, ein Abgrund der Liebe, in den der Mensch hineinstürzt und er nähert sich immer mehr Gott mit immer größerer Geschwindigkeit gleichsam, aber kommt aber nie an ein Ende.“ Er kommt nie an ein Ende. Er ist letztlich der unendliche Gott. Und deswegen ist ja unsere Seele auch unendlich, damit sie in Ewigkeit Gott entgegen gehen kann.

Amen.
Abschrift der Homilie von P. Bonifaz Tittel OSB
für die Eucharistie Gemeinde in Breitenlee
31. Mai 2015 –  Dreifaltigkeitssonntag LJB
L1: Dtn 4, 32-34.39-40
L2: Röm 8, 14-17
Ev: Mt 28, 16-20





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