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24.03.2016

Geheimnis des Glaubens - die drei Kartage


Christliche Gemeinde!
Liebe Brüder und Schwestern!

Wenn wir die österlichen Tage betrachten, so müssen wir zunächst einmal in die Zeitrechnung der Alten Welt eintreten. Für uns beginnt ein Tag in der Früh und endet am Abend. Gründonnerstag hat heute in der Früh begonnen. Den ganzen Tag haben wir Gründonnerstag. In der Alten Welt ist das nicht so. Der Tag beginnt am Abend, wenn der Abendstern, ungefähr gegen 6 Uhr am Himmel erscheint und endet am nächsten Abend wieder. Daher treten wir heute Abend in den 1. Tag dieser drei Kartage ein.

Und der erste Tag, wir sehen das so: Gründonnerstag, dann kommt der Karfreitag, wieder ein Tag, der erste Tag umfasst eigentlich alles Wichtige. Es beginnt mit dem Letzten Abendmahl und endet mit dem Begräbnis Jesu. Das geschieht alles an einem und demselben Tag. Und Jesus weiß das. Und dieses Abendmahl ist ganz ausgerichtet schon auf sein Kreuz und auf sein Begräbnis morgen am späten Nachmittag. 

Der nächste Tag, der 2. Tag, ist der Tag der Grabesruhe, übrigens ein Tag ohne Liturgie in der Kirche. Da gibt es keine Messe. Und am 3. Tag, der wieder wieder am Abend beginnt, darum feiert man die Osternacht erst nach Eintritt der Dunkelheit, ist der Tag der Auferstehung, wo Christus in der Nacht aufersteht, kein Mensch kennt die Stunde, und am Abend erscheint er seinen Jüngern. Das sind diese drei Tage. 

Und heute ist praktisch dieser so gesättigte Tag, beginnend mit dem Letzten Abendmahl, das wir jetzt nach feiern gleichsam oder gegenwärtig machen und enden mit den Verhören vor dem Hohen Priester, vor Pilatus, vor der Kreuzigung usw., was da ist, dieser ganze erfüllte Tag seines Todes.
Und Jesus setzt am letzten Abend, am Beginn dieses Abends, dieses Tages, ein Zeichen ein. 

Paulus bekennt, was er überliefert bekommen hat. Er ist ein Rabbiner. Rabbiner überliefern ganz genau. Die Juden haben nicht ungefähr etwas überliefert. Wir sind gewohnt bei uns ein bisserl ungefähr das so zu machen. Sondern gerade, weil das so wichtig war, haben Juden die Hl. Schrift bis auf das Häkchen genau abgeschrieben. Man hat Abschriften gefunden aus dem Alten Testament natürlich, vom Buch Jesaja, über 600 Jahre bis zum Häkchen genau dasselbe. Also Juden haben, was Heiliges betroffen hat, ganz genau sich daran gehalten. 

Und Paulus überliefert den Wortlaut, den er bekommen hat, als er Christ geworden ist. Und er selber fordert auch von seinen Gemeinden, dass sie am Evangelium im Wortlaut festhalten wie er es ihnen verkündet hat, also nicht ungefähr oder interpretiert. Und darum sagt Paulus: „Ich habe vom Herrn empfangen, was ich euch überliefert habe.“ Und da kommt das, was wir in der 2. Lesung gehört haben: „Er nahm das Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: ‚Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis.‘ Und er nahm den Kelch und sprach: ‚Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut. Sooft ihr daraus trinkt, tut das zu meinem Gedächtnis.‘ Sooft ihr von dem Brot esst und dem Kelch trinkt, verkündet ihr den Tod des Herrn bis er kommt.“

Es gibt oft die Diskussion: Wie kann man denn das verstehen? „Das ist mein Leib. Das ist mein Blut.“ Und da haben sich, leider Gottes, die Christen zerspalten. Es gibt viele christliche Konfessionen, die sagen: „Das bedeutet das ungefähr. Das ist Zeichen der Gemeinschaft. Aber es ist nicht wirklich Jesu Leib und Blut. Wie soll denn das sein? Wie soll denn das Stück Brot, das wir haben, der Leib und das Blut Jesu Christi sein?“ 

Wir können nur sagen: „Wir können es so annehmen, wie der Herr es gesagt hat. Und wir können uns nicht eine Deutung anmaßen, die er selber nicht gewollt hat. Das ist eine Frage des Glaubens.

Und gerade heute im Evangelium heißt es dreimal: „Jesus der wusste, dass seine Stunde gekommen war…“ In vollem Bewusstsein seines kommenden Todes, der in den nächsten 24 Stunden eintritt, nimmt Jesus das Brot und sagt: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.“ In vollem Bewusstsein. Jesus hat nicht irgendwas herumgetan, sondern er sagt uns: „Das ist meine Überlieferung für euch.“ Nun kann man sagen: „Ja, wie ist denn das möglich, dass Jesus da hier plötzlich gegenwärtig ist.“ 

Das zeigt uns die Geschichte mit den Emmaus-Jüngern, die ja genauso verzweifelt herumgehen, nicht wissen, was sie sagen sollen, und dann geht Jesus mit ihnen, ein Fremder, den sie zunächst einmal nicht kennen. Und den ganzen Tag erklärt er ihnen die Hl. Schrift. Er macht nichts anderes, als was der Pfarrer im Wortgottesdienst macht. Er legt ihnen die Hl. Schrift aus. Es ist ein Wortgottesdienst. Er predigt zu ihnen, dass das so geschehen musste, dass Jesus leiden musste. Die alten Schriften haben das schon gesagt. Und dann setzt er sich hin zu ihnen. 

Und der Tisch in der Herberge wird zum Altar, und er bricht ihnen das Brot, und jetzt erkennen sie: Der Auferstandene ist hier. Und sie gehen zurück zu den anderen Jüngern und sagen: „Wahrhaftig der Herr ist auferstanden!“ Und seit diesem Ostergeschehen ist Christus gegenwärtig in seiner Kirche. 

Und überall dort, wo das geschieht, wo der Priester dieses Brot hebt und in persona Christi - er stellt hier Christus dar - diese Worte sagt, er leiht Christus gleichsam die Stimme, ist Christus gegenwärtig, so wie er bei den Emmaus-Jüngern gegenwärtig gewesen ist. Das ist das Geheimnis unseres Glaubens. So sagen wir auch nach dieser Wandlung: „Geheimnis des Glaubens.“ Er ist absolut gegenwärtig.

Das Interessante ist, dass das Johannes-Evangelium, das wir gehört haben, diese Einsetzungsworte nicht überliefert. Unter anderem aber auch deswegen, weil sie so kostbar waren, dass man sie ungern niedergeschrieben hat. Noch im 19. Jahrhundert hat man in Gebetbüchern die Messe gedruckt, auch in der Volkssprache und hat die Wandlungsworte ausgelassen, um eben nicht diese Worte quasi zu verunehren. 

Und Johannes bringt dafür statt dieses Einsetzungsberichtw eine Handlung: die großartige Fußwaschung, wo Jesus den Dienst eines Sklaven an seinen Jüngern verrichtet. Er, der Meister kniet sich nieder. „Ihr nennt mich Meister und Herr. Ihr habt recht: Ich bin es.“ Und dann kniet er sich nieder und erklärt, warum er die Füße gewaschen hat. 

Danach geht Jesus an den Ölberg und er leidet das Schicksal der Welt, nämlich das Schicksal der Gottesferne. „Mein Gott, warum hast du mich verlassen.“ Das wird ihn begleiten bis zum Kreuz. Er erleidet das Schicksal der Gottesferne durch die Sünde, denn die Sünde trennt von Gott. Und Jesus nimmt ein fremdes Schicksal, nämlich unser sündiges Schicksal auf sich, um uns mit Gott wieder von neuem zu verbinden.

So ist der 1. Tag nicht nur ein Symbol, sondern die Wirklichkeit der von aller Macht und Herrlichkeit entkleideten Liebe Jesu Christi. Wenn wir auf das Kreuz schauen - das ist das nackte Zeichen der Hingabe Gottes. Genau um das geht es: von allem entkleidet. Hier ist kein Wunder. Jesus predigt nicht mehr vor dem Volk. Er zeigt keine Machttaten. Er geht nicht über das Wasser. Er heilt keine Aussätzigen. Er lässt sich verraten von seinem eigenen Jünger mit einem Kuss. 

Hier am 1. Tag, den wir jetzt gerade begehen, zeigt sich die von allem entkleidete, bloße Liebe Gottes, die ganz deutlich noch am Kreuz sein wird, sich noch einmal zeigen wird, bis zur Hingabe. Das ist das Geheimnis von Ostern, das dann einmündet in die Auferstehung in die Herrlichkeit Gottes.
 
Amen.


Abschrift der Homilie von P. Bonifaz Tittel OSB
für die Eucharistie feiernde Gemeinde in Breitenlee 
24. März 2016 –  Gründonnerstag-Hoher Donnerstag – Messe vom Letzten Abendmahl _ LJC
L1: Ex 12, 1-8.11-14
L2: 1 Kor 11, 23-26
Ev: Joh 13, 1-15




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