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02.02.2016

Wie kommt man eigentlich zum Glauben?


Christliche Gemeinde!
Liebe Brüder und Schwestern!

Wir hören heute den zweiten Teil des Evangeliums, das letzten Sonntag begonnen hat - und ein bisschen unverständlich, weil es sehr verkürzt gebracht wird, was hier gewesen ist. 
Jesus tritt das erste Mal in der Synagoge in Nazareth auf, sein erster Auftritt in seiner Heimatstadt. Er ist schon bekannt. Wir hören von ihm selbst. Er hat schon in Karpharnaum große Dinge getan. Er hat Wunder gewirkt, Menschen überzeugt, viele Leute glauben an ihn. Und er kommt nach Hause. Dort sind sie überrascht, dass er so gut reden kann. Er ist der Sohn des Zimmermanns Josef. Sie kennen ihn ja von Jugend auf. Und Jesus versucht, ihnen die Gegenwart Gottes nahezubringen. Das ist seine erste Botschaft: „Kehrt um, bekehrt euch. Das Reich Gottes ist nahe. Gott ist euch jetzt nahe gekommen.“ Und er bringt diese „Heute"-Worte. „Heute hat sich das erfüllt.“ „Heute, jetzt ist Gott hier.“

Und trotzdem wird’s nicht akzeptiert, denn sie glauben ihn zu kennen. „Kennen wir nicht seine ganze Familie…Zimmermann...?“ Usw. usf. „Was kann der uns Neues bringen? Soll er ein Wunder machen, dann glauben wir.“ Und das zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben Jesu durch. „Mach ein Wunder und wir glauben.“ „Steig herab vom Kreuz und wir glauben.“ Sie hätten nicht geglaubt. Denn Wunder haben nie gezwungen. 

Und Wunder zwingen auch heute nicht. Selbst, wenn vor unseren Augen ein Wunder geschehe, würde die einen sagen: „Das ist irgendwann einmal später erklärbar mit der Naturwissenschaft.“ Andere sagen: „Das war ein Trick. Das kann so nicht sein. Das wird schon etwas anderes gewesen sein.“ Und sogar, bei Jesus selber, hat‘s immer geheißen: „Ja“, die einen sagen: „Das war ein Trick.“ Das macht er mit dem Teufel ist er im Bund, mit dem Beelzebub.“ Usw. usf. Wunder haben noch nie die Menschen zum Glauben gezwungen. Wunder haben nie gezwungen. Der Glaube kann nicht erzwungen werden. Und Gott erzwingt den Glauben nicht.

Sondern: Wie kommt man eigentlich zum Glauben? Wie wird der Glaube lebendig? Und da haben wir gerade zufällig heute die letzte Kontinua (fortlaufende Lesung, Anm.), diese großartige Lesung aus dem 1. Korintherbrief von dieser Liebe:
„Die Liebe ist langmütig, gütig, stellt sich nicht in den Mittelpunkt, prahlt nicht, sucht nicht den eigenen Vorteil, 
trägt das Böse nicht nach, lässt sich nicht zum Zorn reizen, 
freut sich nicht an der Klatscherei, an dem Unrecht, 
sondern freut sich an der Wahrheit. 
Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles, bleibt treu.“ 

Das ist der Weg des Glaubens. Und wenn man das in die Praxis umsetzt, dann wird man langsam ein anderer Mensch. Der Glaube heißt nicht, dass man einmal etwas glaubt, sondern dass man darin lebt und es auch tut. Wir brauchen die Praxis des Glaubens. Die Treue im Gebet, die Treue im Kirchenbesuch. 

Wie kann ich einen Gott kennen lernen, von dem ich überhaupt nichts weiß? Wie kann ich einen anderen Menschen kennen lernen, für den ich mich nicht interessiere, der einfach völlig gleichgültig ist? Was für einen Zugang habe ich zu ihm?

Und bei Gott ist es genau dasselbe. Wir brauchen diese Treue des Glaubens, den Zugang. Und das ist das, was sie in Nazareth nicht verstanden haben und was wir oft auch nicht verstehen. Ich glaube: Viele Menschen sagen sich heute: „Ich kann ohne Gott leben. Wenn’s keinen Gott gäbe, würde es mir auch nichts ausmachen.“ Dann würde unsere Kultur weiterlaufen, unsere Sozialversicherung weiterlaufen, hoffentlich die Pension. Es würde alles so irgendwie weiterlaufen. 

In Wirklichkeit stimmt das alles aber nicht. Denn die Sinnfrage ist eine andere. Und die Frage ist: Wie kommen wir persönlich damit zurecht?

Freilich: Wer zum Glauben kommt, wird auch Widerspruch erfahren. Wer zum Glauben kommt, wird auch Stein des Anstoßes sein. Sogar, als Jesus in den Tempel getragen wird, sagt der alte Simeon: „Es wird einer sein, an dem sich viele aufrichten und an dem viele Anstoß nehmen werden.“ Wer glaubt, wird immer wieder auch spalten. Wer glaubt, wird auch immer wieder Widerspruch hervorrufen, nicht weil er etwas Böses tut, sondern weil einfach andere sagen: „Na, das will ich nicht.“ 

Es sind geheime, ich würde fast sagen Kräfte, geistige Kräfte, die nicht wirklich verständlich sind: Warum erfährt der Glaube so oft einen Widerspruch? Jesus wurde nicht verurteilt, weil er Böses getan hat. Er tritt auf mit dem Anspruch, Blinden das Augenlicht zu geben, Lahmen zum Gehen zu verhelfen, Gefangene zu befreien. Das haben wir letzten Sonntag gehört. In der Matthäus-Passion gibt es diesen großartigen Schlussgesang: Da sagt Pilatus: „Was hat er denn Übles getan?“ Und da antwortet dann die Dichtung drauf: 
„Er hat uns allen wohlgetan,
den Blinden gab er das Gesicht, 
die Lahmen macht er gehend, 
er sagt‘ uns seines Vaters Wort, 
er trieb die Teufel fort, 
Betrübte hat er aufgericht‘, 
er nahm die Sünder auf und an, 
sonst hat mein Jesus nichts getan.“

Jesus wurde nicht verurteilt, weil er Böses getan hatte. Er wurde verurteilt, weil er Gutes getan hatte: das Wort Gottes gesagt, Menschen zu Gott geführt und aufgerichtet. Das ist das große Geheimnis, das wir nie verstehen, warum Jesus dann wirklich deswegen an das Kreuz gehen musste. Für uns ist er gegangen, unseretwillen. Er war der Stein des Anstoßes und hat für uns dieses Kreuz auf sich genommen. 

Was mich immer sehr beeindruckt, ist der Schluss des heutigen Evangeliums: Jesus diskutiert nicht mehr, genauso wie er auch mit Pontius Pilatus nicht diskutiert. Als er vor ihm steht: „Bist du ein König?“ „Ja ich bin ein König. Aber ich bin nicht von dieser Welt, sonst würden meine Diener kommen und streiten, kämpfen.“ Usw. Und dann sagt Pilatus: „Was ist die Wahrheit?“ Und Jesus diskutiert nicht mehr. Von nun schweigt er. Er diskutiert auch mit dem Herodes nicht, wo er hingeführt wird, dem Landesfürsten. Auch hier, wo nichts mehr ist, gibt es nichts mehr zu sagen. 

„Er aber schritt mitten durch die Menge hindurch und ging weg.“ 

Jesus bleibt souverän. Und ich glaube, das sollten wir uns auch immer wieder sagen lassen dürfen. Jesus bleibt souverän. Er verliert sich nicht in der Streiterei. Er muss keine Rechthaberei haben. Er bleibt souverän. Und er geht mitten durch die Dunkelheit des Todes hindurch in das Leben.

Wir haben einen souveränen Herrn. Das letzte Wort über den Unglauben der Welt hat immer noch die Wahrheit Gottes Jesu Christi.

Amen.


Abschrift der Homilie von P. Bonifaz Tittel OSB
für die Eucharistie feiernde Gemeinde in Breitenlee 
31. Jänner 2016 –  4. Sonntag im Jahreskreis LJC
L1: Jer 1, 4-5.17-19
L2: 1 Kor 12,31 - 13, 13
Ev: Lk 4, 21-30




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