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Wie geht Jesus mit Schuld um?


Am kommenden Sonntag beginnt die Karwoche. Die Kinder haben schulfrei und freuen sich schon darauf. Für uns beginnt der Palmsonntag. Es kommt der Höhepunkt des Kirchenjahres.  Gründonnerstag. Wir hören dann die Worte, die wir jeden Sonntag in der Messe hören: „Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Das ist mein Blut, das für euch vergossen wird zur Vergebung der Sünden.“ Jesus nimmt Schuld auf sich, fremde Schuld. 

Und so ist das heutige Thema, dieses Sonntags, ganz am Schluss vor diesem Osterhöhepunkt, das Thema der Schuld. Ganz ein eindeutiges Kapitel: Schuld, offenkundige Schuld. Dieses Evangelium war so anstößig, dass man es in die ersten Abschriften gar nicht hineingegeben hat. Gibt es Jesus hier eigentlich nicht zu billig? Die Steinigung gibt es ja heute noch, wird auch praktiziert, grauenhaft. 

Das Thema würde man sich für eine Kindermesse nicht aussuchen, aber Kinder wissen auch was Schuld ist in ihrem Maße, in ihrem Bereich. Wir haben in den vorigen Wochen die Beichte gehabt. Ich muss sagen, es waren durchwegs sehr würdige Beichten. Kinder wissen auch, wenn sie etwas Falsches gemacht haben.

Wie geht man mit Schuld um? Das ist das Thema des heutigen Sonntags. Und dann beginnt es eigentlich mit einem kleinen Satz, der gerne überhört wird: „Jesus ging zum Ölberg.“ Der Ölberg ist genau gegenüber dem Tempel. Dazwischen liegt das Kidrontal, eine Anhöhe, der Ölberg, und dann ist gegenüber der Tempelberg gegenüber. Und Jesus geht immer zum Ölberg, um zu beten. Die letzte Nacht seines Lebens ist er am Ölberg. Er betet. Da kommen die Häscher und verhaften ihn. Und aus dem Gebet geht er in den Tempel, um die Leute zu lehren. Aus dem Gebet heraus predigt er von Gott den Vater. Und da kommt eine Truppe herbei, Pharisäer, Schriftgelehrte mit einer Frau, die offenkundig eine Sünde gemacht hat. Da haben wir drei Gruppen: die offenkundige Sünderin, die Leute, die sie anklagen und Jesus, der sie verurteilen soll.
Wie geht Jesus mit der Situation um? Die Sünderin sagt nichts mehr. Sie schweigt. Da gibt’s nicht mehr viel zu sagen. Sie und alle anderen wissen, was sie getan hat. Da gibt’s andere, die sie be-schuldigen. Mit dem Finger auf jemanden zeigen, das tun wir sehr gerne uns ent-schuldigen und andere be-schuldigen. Und Jesus schweigt auch. Interessant. Und dann stellt er die Frage: „Wer von euch ist ohne Sünde?“ „Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.“ Und da denken sie nach. Und, was mich am meisten immer fasziniert bei der Geschichte: Die Ältesten kommen zuerst drauf. Die Ältesten gehen zuerst weg, denn sie haben ein Leben, wo sie wissen, dass sie auch vermutlich schon vieles falsch gemacht haben. 
Dann verurteilt sie niemand. Jesus sagt: „Hat dich keiner verurteilt? Auch ich verurteile dich nicht.“ Das ist eigentlich ein ungeheures Wort. Jesus, der Gott-Mensch verurteilt uns nicht, gleich was wir getan haben. Das ist doch ungeheuer. Jesus verurteilt nicht. Im Gegenteil: Er nimmt die Schuld auch auf sich. Und das sieht man schon bei den Psalmen vom Alten Testament. Wenn Menschen zu Gott hinkommen, um vor Gott ihre Schuld zu bekennen und wieder neu anzufangen, dann vergisst Gott diese Schuld. 
Übrigens wie jeder Priester, das kann ich auch sagen, bei der Beichte, wenn Kinder beichten, Erwachsene beichten, ich sitz drei Stunden im Dom und höre Beichten, und die sind durchwegs großartig, weil heute macht niemand mehr etwas beiläufig religiöses. Jeder, der in die Messe geht, tut’s bewusst, wer beichten geht, der macht das bewusst, weil er was sagen möchte. Als Priester hört man das wohl, aber ich nehm’s nicht in die Seele auf, ich denk nicht dauernd darüber nach. Sondern die Leute sagen‘s ja dem Herrgott. Sie sagen’s letztlich nicht mir. Ich sag dann im Namen der Kirche die Worte, aber letztlich ist das nicht mein Geheimnis. Und man vergisst das auch. Wenn ich jemand träfe, ich wüsste gar nicht, was der mir gesagt hat. Ich glaub, es gehört auch zum Geheimnis eines guten Sakramentes dazu. Da geht’s nicht um die persönliche Beziehung zwischen dem Beichtenden und dem Priester, sondern es geht zwischen Gott und dem, der Gott etwas sagt. 
Und was macht Gott? Da gibt’s den großartigen Psalm im Alten Testament: „Ich werfe deine Schuld hinter meinen Rücken.“ Also besser kann man es nicht ausdrücken. Wenn man Gott etwas sagt, Schuld bekennt und neu anfangen möchte, dann nimmt Gott gleichsam diese Steine und wirft sie hinter sich und schaut nicht mehr nach. (wirft dabei Steine hinter sich und fragt: „Hab ich jemand getroffen? Ich hoffe nicht.“) Und schaut nicht mehr nach. Gott schaut nicht, er trägt nicht nach! Das ist etwas Unglaubliches. Er schaut nicht, was wir getan haben. Er schenkt uns einen neuen Anfang. Wir dürfen wieder neu mit ihm anfangen und das ist etwas Großartiges auch unter Menschen, wenn man nicht nachtragend ist, wenn man vergeben kann.
Wir beten bei jedem Vater unser: „Vergib uns unsere Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.“ Ja setzen wir das einmal in die Praxis um, und vieles wird im Leben leichter und anders. Wenn wir nicht nachtragend sind, wenn wir Schuld vergessen können, auch, wenn wir uns selber verzeihen können. Und so lautet die Formel der Beichte eigentlich: Verzeihung und Frieden. Verzeihung und Frieden wird uns geschenkt. Da wird alles zusammengefasst, was wir jetzt so lang erläutert haben. Da sagt der Priester am Schluss: „Unser Herr Jesus Christus Gott hat durch den Tod und die Auferstehung seines Sohnes die Welt mit sich versöhnt und den Heiligen Geist gesandt zur Vergebung der Sünden. Durch den Dienst der Kirche schenke er dir Verzeihung und Frieden. So spreche ich dich los im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Amen.



Abschrift der Homilie von P. Bonifaz Tittel OSB
für die Eucharistie feiernde Gemeinde in Breitenlee - Kindermesse
13. März 2016 –  5. Fastensonntag LJC
L1: Jes 43, 16-21
Ev: Joh 8, 1-11

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